dEUTCH Das Erdbeben
von 25. April 2015, 06:11:26 UTC
(08:11 Dk Zeit/11:56 AM Nepali-Zeit)-The Big One
7,8 Mw in 10 km Tiefe, 83 km Nordwestlich von Kathmandu
und 181 km von Bakanje

12. Mai 2015, 07.05 UTC (09.05 DK / 12.50 Nepali Zeit) – 7.3. Mw – 15 km Tiefe – 44 km von Bhakanje entfernt
und 07.36 UTC (09.36 DK – 13.21 Nepali Zeit) 6.3 Mw – 15 km Tiefe – 25 km von Bhakanje

Sehen sie den Film des dänischen Regisseur Jesper Lambæk, als das große Erdbeben kam; Janaki, unser Mitarbeiter, ist einer der Hauptdarsteller.

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08-12-2015

Bhukamba ist Nepali und bedeutet „Erdbeben“ und Khadham meint „Ende“ oder „Katastrophe“. Sehr oft haben wir diese Worte gehört, meist unterstrichen von einer weit ausholenden Bewegung der rechten Hand und hängenden Mundwinkeln. Aber oft mit einem kleinen Augenzwinkern, das meinte „Aber wir haben alle überlebt“.
Ganz oft hörten wir auch “Danke, für Eure Planen, die wir so schnell bekommen haben“ und „Wie schön, dass Ihr uns nicht vergessen habt und jetzt schon da seid, um unsere Schulen wieder auf zubauen“. Und die, die nichts gesagt haben, haben uns mit großen Augen angestrahlt und dasselbe gemeint.
Außerdem haben wir viele Geschenke bekommen: 60 kg Käse, 24 kg Felshonig, 10 kg normalen Honig, zahllose Biere und Coca Colas, viele Essen, unzählige Khatak‘en und Girlanden, rohe und gekochte Eier, Möhren, Kartoffeln und was es dort oben in den Bergen sonst noch alles gibt. Uns ist so viel Dankbarkeit begegnet, dass wir eine große Verpflichtung fühlen, alles, was wir mit unserem Geld ausrichten können, umzusetzen – und noch mehr. Leider haben wir auch, während wir dort waren und auch danach, Telefonanrufe von der anderen Seite des Lamjura Passes bekommen, in denen es hieß: „Offensichtlich seid Ihr dieses Jahr nicht gekommen, um nach uns zu sehen. Auch unsere Schulen sind zerstört und niemand hilft uns. Wir schätzen Eure Arbeit und die Qualität und wir vertrauen Euch.“ Es schmerzt, aber wir können einfach nicht alles. Deshalb haben wir schon vorher entschieden, dass wir nicht über den Pass gehen werden und uns stattdessen auf Bhakanje konzentrieren wollten. Wie auch immer – es tut trotzdem weh.
Unsere Plastikplanen waren die ersten, die kamen. Bereits drei Tage nach dem Beben, mitten in einer Regenperiode, konnten unsere Planen an 1110 Familien verteilt werden. Ich möchte allen, die sofort in der akuten Krise angeboten haben zu spenden, ganz besonders herzlich danken. Dies gilt besonders für Rasmus und die Human Practice Foundation, für Laust, Niels, Jacob, Stefan und Kristina, Frida, Leif und Bodil, Niels und Liesa, und Hermann, Sandra und Maria aus Deutschland. Alle anderen Spender habe ich nicht vergessen, aber das Geld kommt erst nach und nach zum Einsatz, deshalb danke ich Euch später.
2 Wochen später kamen weitere Planen von anderen Hilfsorganisationen und es kommt auch immer noch etwas an. Ein halbes Jahr später haben manche Familien bis zu sieben Stück, aber in anderen Gegenden gibt es immer noch Familien, die bis heute gar nichts erhalten haben. Außerdem kommen auch Jacken, Decken, Wasserfässer, Werkzeuge - die meist freudig angenommen werden, manchmal allerdings auch nicht. Tendenziell kommt in Gebiete, die weniger als einen Tagesmarsch von einer Straße entfernt sind, fast zu viel. Dagegen bekommen die, die weiter weg wohnen, kaum etwas. Leider konzentriert sich mittlerweile die Versorgung fast nur noch auf die Gebiete rund um Kathmandu.
Inzwischen wurde Nepal von einer zusätzlichen Krise getroffen, und diese erweist sich als noch kostspieliger als das Erdbeben. Indien blockiert seit Monaten die Treibstofflieferungen, weniger als 10% des Bedarfs kommt überhaupt ins Land. Etwas liefert China und aus Malaysia kommt Kerosin für die Flugzeuge mit Tankflugzeugen. Eine wirklich schlüssige Erklärung dafür habe ich nicht erhalten, aber es hat den Anschein, dass Indien Nepal in die Knie zwingen will. Sie wollen größeren Einfluss im Land, so wie in Bhutan oder sogar eine Annexion an Sikkim. Das Solu ist ziemlich unabhängig, dort haben wir nicht viel davon gemerkt; aber in Kathmandu ist es furchtbar.
In Kathmandu kochen die meisten auf Gasöfen. Wir sahen eine Schlange von fast 1 Kilometer, in der viele auf Nachfüllungen für die Gaszylinder warteten. Sie warteten bereits seit 4 Tagen. In einer Schlange von 400 m standen Frauen mit Gasflachen an, sie warteten auf die 1l Spritrationen für die Motorroller der Männer, denn die arbeiten natürlich. Der Busverkehr ist fast völlig zum Erliegen gekommen, vor den leeren Tankstellen stehen kilometerlange Schlangen von Bussen, LKWs und Baggern. Nur wenige können sich Schwarzmarksprit leisten, er kostet 3-4 x so viel wie normal. Alle elektrischen Kochutensilien sind völlig ausverkauft; es wird so viel Strom verbraucht, dass es in manchen Gegenden manchmal stundenlang überhaupt keinen Strom gibt. Es wird auf offenen Feuern in den Straßen und Alleen und auf den Plätzen gekocht.
Die meisten Touristen stornieren ihre Reisen. Ich bin der einzige Gast in meinem kleinen, einfachen Gästehaus. Dazu gehört eine Kochschule (Cocina Mitho Chha), deswegen haben sie immer noch Gas und ich werde verwöhnt. Einer der spärlichen, anderen Vorteile ist, dass ich die Hauptstraße jetzt problemlos überqueren kann, das hat es noch nie gegeben.
In Kürze werden wir 4 LKWs mit Baumaterialien nach Chaulakharka schicken, 2 für Sagar-Bhakanje, 1 für Sagardanda und einer ist bereits unterwegs nach Chhirringkharka. Sie müssen unbedingt vor dem Beginn der Regenzeit ihr Ziel erreichen, denn dann ist der Fluss unpassierbar. – Leider deutet momentan überhaupt nichts darauf hin, dass und wie die Krise irgendwie gelöst wird. Aber, die Nepalesen sind ein zähes Volk, sie ergeben sich - mit einem verzweifelten Lächeln - in ihr Schicksal und finden irgendwie eine Lösung. Diese Situation könnte noch endlos andauern….
Und eine weitere Krise geht auch auf Indien zurück: viele Länder haben größere Summen als Hilfe für den Wiederaufbau von 750.000 zerstörten Häusern und Tausenden von Schulen geschickt. Einiges ist im Land angekommen, während anderes, bis jetzt, nur versprochen wurde. Der größte Spender ist - mit einem Anteil von 40% des benötigten Geldes - Indien. Nur – das Geld kommt nicht. Den Menschen, die ihre Häuser verloren haben, wurden ordentliche Summen zugesagt, aber bis jetzt nichts! Die meisten glauben, dass der Grund die Korruption ist. Wahrscheinlich stimmt das auch teilweise, aber ich persönlich halte Indien für das größte Problem. Weitere zugesagte Spendengelder sind ebenfalls nicht angekommen, weil insgesamt eigentlich fast überhaupt nichts geschieht. Und keiner versteht, warum die UN überhaupt nichts tut. Das ist eine weitere humanitäre Krise, nur diese Mal in Zeitlupe.
Und das ist noch nicht einmal das Ende: in unserer Welt gibt es Hilfsorganisationen, die Spenden von gutherzigen Menschen sammeln und dieses Geld dann selbst behalten. Meistens sind das Nepalesen, aber das kommt auch bei uns vor. Im letzten Jahr haben wir die Schule in Ringmu fertiggebaut – und jetzt erhielt sie ein unsittliches Angebot von einer anderen Hilfsorganisation: wenn man ein Schild mit dem Namen der Organisation aufhängen und davon ein Foto machen dürfe, bekäme die Schule 50.000 Rupien, ca. $ 500. Der standfeste Phu Gyalzen hat sie wütend verjagt und ihnen gesagt, dass sie niemals wiederkommen sollten. Unglaublich, denn diese Leute kamen aus der Gegend und hatten sogar einen Stipendiaten bei uns. Jetzt haben sie ein tolles Haus in Kathmandu, ihren schönen, neuen SUV gegen eine Luxuskarre von 100.000 $ getauscht und fahren in die USA in Urlaub. Dort wollen sie dann noch mehr Geld sammeln. Für ganz wenig Geld haben sie nur ein winziges, armseliges Schulgebäude in Thamakhani gebaut, obwohl das ganze Budget für eine komplette Schule ausgereicht hätte.
Die Behörden haben, um diese Dinge zu unterbinden, viele Anforderungen festgelegt. Aber bei Betrügern greift das überhaupt nicht, weil die nur Bankkonten im Ausland eröffnen und das Geld in Abständen bar mitbringen. Aber es trifft uns alle, die wir versuchen, dort direkt zu helfen. Inzwischen mehren sich die Gerüchte, dass Hilfsorganisationen durch Bestechungsgelder versuchen, zugelassen zu werden. Etwa 20% des veranschlagen Budgets kostet die Zulassung eines Ingenieurs, der verteilt das Geld dann an die Beamten der Behörde. Mitten in dieses Durcheinander kamen wir mit unseren Zeichnungen und Plänen, und wurden jedes Mal mit neuen Ausflüchten hingehalten. Aber sie bekommen keinen Penny von uns, wir warten einfach ab, bis sie unsere endlosen Anfragen leid sind, unterschreiben und die Papiere ins Archiv tun. Denn, liegen sie erstmal im Archiv, sieht keiner sie je wieder an. Allerdings können wir das nicht abwarten, so machen wir einfach weiter. Unser Entwurf für das Hochland ist sicher besser als alle anderen. Unsere Handwerker sind exzellent und unsere erdbebensicher gebauten Gebäude haben bereits bewiesen, dass sie ein Beben der Richterskala 7.4 überstehen. Deswegen habe ich auch keine Sorge, dass ein Beamter, der sie besichtigt, Schwierigkeiten machen könnte. Außerdem haben wir viele einflussreiche Freunde, die sich um auftretende Schwierigkeiten kümmern würden.
Eine weitere irritierende Vorschrift verlangt, dass wir für Kontrollen von Qualität und Finanzen bezahlen sollen. Sie besagt, dass wir zusätzlich einen Ingenieur anstellen, der die gesamte Bauphase jedes einzelnen Projekts überwacht. Und dies, obwohl  
Wir sowieso schon für jedes Projekt 2 verschiedene Behörden für Kontrollbesuche bezahlen. Das bedeutet, zwei Beamte für 10 Tage mit vollem Gehalt und Unterkunft, und eine weitere Woche, um den Bericht zu schreiben. Bericht in Nepali. Wir haben ihnen mitgeteilt, dass sie jederzeit willkommen seien, um alles zu prüfen, was sie möchten. Aber nicht auf unsere Kosten. Stattdessen haben wir einen Finanzvorstand für HIPRON angestellt; einen sehr ehrlichen und wunderbaren Mann mit einem hervorragenden Assistenten. Sie stellen sicher, dass alle Konten und Unterkonten der Projekte jederzeit den fiskalischen Anforderungen der Nepalesen entsprechen und außerdem unseren eigenen Standards. Dadurch haben wir immer den Überblick, wo unser Geld ist und wohin es fließt. Dann können die Behörden gerne kommen und versuchen, etwas zu finden, um Ärger zu machen.
Wir haben zwei außergewöhnlich tolle Mitarbeiter: Namgyal und Janaki. Beide arbeiten extrem hart, kennen sich bestens aus, sind angesehen… eigentlich fehlen mir die Worte, um alles Positive über sie in Worte zu fassen. In unserem Büro ist es oft wie in einem Hexenkessel. Viele warten, wegen des einen oder anderen Anliegens; jedes Problem wird der Reihe nach und die entsprechenden Vorgaben befolgend fair erledigt. Meist haben die Beiden noch nicht einmal Zeit für das Mittagessen, trotzdem arbeiten sie bis zum Ende des Tages. Langsam wird unser Büro zu klein. Eigentlich ist es ein schönes Büro und preiswert, aber wir brauchen dringend zwei Büroräume, damit sie ungestörter arbeiten können: ein Besprechungszimmer und einen separaten Küchen- und Vorratsraum. Sicherlich wird es 4 – 5 x so teuer, aber es ist nicht zu ändern. Hinzu kommt, dass Tika Ram, mit dem ich seit 22 Jahren zusammenarbeite, Schwierigkeiten macht. Zwar habe ich mit ihm gesprochen und ihm erklärt, dass er seine Aufgaben nicht selbständig bestimmen kann, trotzdem macht er Janaki ständig Schwierigkeiten. Zu seinen Aufgaben gehört es, den Morgentee und das Mittagessen für unsere Mitarbeiter zu machen, aber in unserer winzigen Küche ist das schwierig. Deshalb brauchen wir eine separate Küche mit mehr Platz. Wenn er dann immer noch Ärger macht, muss er gehen. Wir könnten sofort jemanden anderes finden. Mir tut das sehr leid, aber man muss ihm seine Grenzen zeigen.
Eine weitere Schwierigkeit ist, dass die Preise wild steigen, ganz besonders stark natürlich aufgrund der Krise, aber auch insgesamt. Deswegen müssten wir dringend die Gehälter erhöhen, aber das können wir uns nicht leisten. Alle Projekte müssten einen gewissen Betrag als Anteil für Verwaltungsausgaben beinhalten, es ist einfach nicht machbar, alles pro-bono zu leisten. Beispielsweise benötigen wir Geld, um unsere Mitarbeiter zu bezahlen, für das Büro, die Transporte und Flüge. Aber das geht nicht, denn viel Geld erhalten wir über Kanäle wie z. B. Rotary. Dort wird erwartet, dass alles ehrenamtlich geleistet wird. Und zudem wird das, was wir an Verwaltungsbeiträgen erhalten, noch durch Inflation und Währungsschwankungen aufgefressen. Wenn wir keinen Weg finden, mehr Geld für die (kleine, sehr preiswerte) Verwaltung in Nepal aufzutreiben, kann das ein großes Hindernis für unsere gesamte Organisation und für unsere Arbeit werden.
Jetzt denkt ihr wahrscheinlich: bitte keine schlechten Nachrichten mehr, es reicht. Aber leider kommt das Schlimmste jetzt erst:
Anne-Marie, Namgyal, Janaki, Tika Ram und ich sind mit dem Jeep den ganzen Weg von Kathmandu nach Bhandar gefahren, von frühmorgens bis spätabends. Zuerst ging es nach Südwesten, wo die Erdbeben nicht so stark waren. Aber dann fuhren wir Richtung Nordosten, und näherten uns dem Epicenter des Bebens. Es wurde schlimmer und schlimmer. 20 km vom Zentrum des Bebens entfernt, in Those und Shivalaya stand kein Haus mehr – wir sahen vollständig zusammengefallene Häuser und andere, die große Risse oder verschobene Mauern hatten. Einige waren instandgesetzt worden, indem man die beschädigten Mauern abgerissen und durch Bretter ersetzt hatte. Manchmal geht das, aber meist ist das nur notdürftigst. Die meisten Ruinen wurden völlig unberührt gelassen und stattdessen hat man Notunterkünfte aus Brettern und Zinkplatten aus den Häusern und Planen errichtet. Gelegentlich ist das ganz ordentlich und ausreichend, aber meist ist es völlig unzureichend und es tropft auch noch kräftig hinein. Als wir südwärts, weg vom Epicenter, weiterfuhren, sahen wir manchmal einzelne Häuser, die unberührt schienen. Am Ende der Straße lag das einst wunderschöne Bhandar, jetzt ist es nur noch eine chaotische Geisterstadt, überall Notunterkünfte und unordentlich aufgehäufte Steine und Bretter.
Nun ist es bekannt, dass der Himalaya ständig von Erdbeben erschüttert wird, meist kleinere, die man kaum merkt. Das letzte große Beben war vor 79 Jahren und schon lange rechnete man - früher oder später - mit einem neuen großen Beben. Denn sie treten ca. alle 70 Jahre auf. Das erste Beben, am 27. April, samstagmittags kurz vor 12 h, hatte eine Stärke von 7.8 auf der Richterskala. Das Epicenter lag unter Ghorka, 83 km westlich von Kathmandu. Glücklicherweise war es 181 km von Solu entfernt, so dass sich die Schäden dort in Grenzen hielten. Die Menschen zogen nach einigen Tagen zurück in ihre Häuser.
Dann, am 12. Mai, einem Dienstag gegen Mittag während des Schulunterrichts, gab es ein großes Nachbeben mit einer Stärke von 7.3 auf der Richterskala. Ein weiteres Beben dann eine halbe Stunde später mit einer Stärke von 6.3. Und dieses Mal war das Epizentrum beim ersten Mal 44 km und beim zweiten Mal nur noch 25 km von Bhakanje entfernt. Die meisten Menschen waren draußen bei ihrer Tagesarbeit, als die Erde sich hin- und her und nach oben und unten bewegte. Diese Erschütterungen waren so heftig, dass es einem die Beine wegzog, wenn man versuchte, sich zu bewegen. Sie konnten nur hilflos zuschauen, wie ihre Häuser hin- und herschwankten, als wären sie aus Gummi. Zuerst zeigten sich in den Häusern nur Längs- und Querrisse, aber dann begannen die Steine herabzufallen. Die Risse wurden größer, Mauern verzogen sich und viele brachen in sich zusammen. Die Kinder waren in den Klassenräumen und manche Lehrer flüchteten tatsächlich als erste. Die Kinder rannten durcheinander, blieben im Türdurchgang stecken, aber alle schafften es hinaus, bevor Ziegel und Bretter herunterfielen. Alle, außer einem 6-jährigen Mädchen, das mit seiner älteren Schwester in der Schule war. Sie versteckte sich unter einer Schulbank, bevor die ganze Decke herunterkam, weil der lastentragende Balken zu kurz war (kein Bau von uns). Als sie endlich geborgen werden konnte, hatte sie nur kleine Kratzer. Aber ich frage mich, ob sie sich jemals in einer Schule wieder sicher fühlen wird? Alle Kinder und Lehrer standen eng zusammen auf dem Schulhof und hielten sich gegenseitig fest. Jangbu hat mir erzählt, dass sie auf den Berg oberhalb der Schule gestarrt haben, in Sorge, dass der große Steinblock dort sich lösen und auf sie herunterdonnern würde. Glücklicherweise tat er das nicht. Das Ganze dauerte nur 40 – 50 Sekunden, dann war es wieder ruhig.
Ich habe oft gefragt, welche Geräusche ein Erdbeben macht. Die Häuser machen scheppernde, berstende Geräusche, Krach und Donnern kommt von den herunterstürzenden Felsen und die Luft ist ganz staubig. Diejenigen, die draußen auf ihren Feldern waren, berichteten, dass sie ein schauriges Geräusch, das aus der Tiefe kam, gehört hätten. So wie Gewittergrollen oder ein Propellerflugzeug, nur ein viel tieferer Ton. Ich selbst habe nur ein kleines Beben erlebt, in einem Zelt nur durch eine Matratze vom Boden getrennt. Ich wachte auf und spürte Erschütterungen. Es stimmt, der Ton ist schaurig, ein tiefes ärgerliches Grollen, das aus der Tiefe kommt.
Als das zweite Nachbeben auftrat, waren viele bereits wieder in ihren Häusern, um die Schäden zu inspizieren. Deshalb traut sich jetzt keiner mehr in die Häuser, und wenn doch, dann nur noch so weit, dass man sofort flüchten könnte. Glücklicherweise wurde in unserer Gegend keiner schwer verletzt. Ein Lehrer brach sich das Bein, als er aus der Schule flüchtete. Aber es war der Lehrer, der zu vertuschen versuchte, dass er Alkoholiker ist. Deshalb war niemand darüber besonders erschüttert. Ganz wenige Häuser haben überhaupt nichts abbekommen. Da ist zuerst einmal Ang Dawas Hotel in Sete, dadurch konnten wir dort die meiste Zeit wohnen konnten. Er und seine Frau Susma gehören zu den wenigen, die zum Christentum konvertiert sind. Sie sind fest überzeugt, dass Gott sie beschützt hat. Es gibt aber auch Geschichten von Christen, die ihre Kirchen und Häuser verloren haben, so dass die frommen Buddhisten auch andere Seiten hören. Ich nehmen an, dass es vor allem eine Frage der Konstruktion und der Unterbodenbedingungen ist, dies macht den Unterschied; wie z.B. die Bauweise, bei der die Mauern aus großen, durchgehenden Steinen gebaut werden. Natürlich ist es viel billiger und auch einfacher, mit kleineren Steinen zu bauen, so dass die Mauern dann tatsächlich aus einer äußeren und einer inneren Wand, die kaum untereinander Verbindung haben, bestehen. Wir haben viele Beispiele dafür gesehen, die äußere Wand war eingestürzt und die innere stand noch. Wir sahen aber auch Gebäude, die von außen intakt wirkten und wenn man uns das Innere zeigte, waren dort Risse und Spalten und verschobene Mauern. Manchmal wurden sie nur noch durch die eingebauten Regale aufrecht gehalten. In Bhakanje sind nur 10 von 350 Häusern gar nicht beschädigt; und fast alle anderen sind überhaupt nicht mehr bewohnbar.
Viele der Häuser waren sehr alt und ganz solide gebaut; sie haben schon viel ausgehalten. Die meisten hatten sogar 2 oder 3 Stockwerke. Neuere Häuser sind ganz ähnlich, aber etwas kleiner. Und dann gibt es auch noch die Häuser der Ärmsten, mit nur einem Stockwerk. Aber alle sind zerstört. Um eines der besseren Häuser wiederaufzubauen, benötigt der Eigentümer etwa $ 15.000. Allerdings haben nur sehr wenige so viel zurückgelegt. Ein kleines, eingeschossiges Gebäude kostet zwischen $ 3.000 und 8.000, aber die wenigsten in Bhakanje möchten direkt auf der kalten Erde leben. Wir haben versucht, Werbung für unsere erdbebensichere Bauweise zu machen, dadurch steigen die Baukosten um ca. 20 – 30 % an, weil der Zement heraufgetragen werden müsste. Wenn irgendwann einmal die Straße bis Bhakanje fertig sein sollte, würde der Sack Zement nur noch ein Drittel kosten. Die Straße ist zwar im Bau, aber es geht momentan gar nicht weiter. Trotzdem warten viele ab, was passiert. Derweilen wollen manche ihre Häuser aus Holz und verzinkten Platten bauen. Doch die Wälder sind bei weitem nicht groß genug, um den Bedarf zu decken. Zinkplatten ergeben ein schlechtes Raumklima, ganz abgesehen davon, sieht es auch nicht besonders schön aus. Ein weiterer Grund, warum noch fast niemand wieder mit dem Aufbau begonnen hat, liegt in der Astrologie: Das große Beben war direkt zwei Wochen nach dem Beginn des nepalesischen neuen Jahres, in einem Frühling, der kalt und nass war und die Ernte vernichtet hat. Dann kam die Benzinkrise, die sich immer noch verschlimmert. Eigenartiges Ungeziefer befiel die Ernte und die Bäume. Der Herbst war nebelig und dunstig, aber viel zu trocken. Tatsächlich gilt das Jahr 2015 (in Nepal ist es das Jahr 2072) als Katastrophenjahr, deswegen wagt keiner vor dem Beginn des Neuen Jahres, im nächsten April, mit einem Neubau anzufangen. Momentan blüht das Geschäft der Astrologen, der „weisen Männer“ und Wahrsager. Gegen ein entsprechend ordentliches Entgelt versprechen sie, weiteres Unglück abzuwehren.
Währenddessen leben fast alle in zusammengeschusterten Unterkünften, die mehr oder weniger gut aus Brettern und Latten von den Häusern errichtet wurden. Die Abdeckung besteht aus Zinkplatten oder Planen. Unsere Planen sind die Besten! Gute Qualität, etwas weicher und leicht dehnbar, so dass man sie gut über die Dächer ziehen und befestigen kann. Deswegen sind unsere, auch wenn neue Planen ankommen, immer noch die, die oben drüber gespannt werden. Manche haben inzwischen einen Bretterboden und Decken, viele leben immer noch direkt auf dem Erdboden. Einige haben ihr Mobiliar retten können, so dass sie sogar Betten und Schränke haben. Andere haben nur ein paar Regale. Manche Hütten sind ordentlich groß, während andere sich mit winzigen Schutzunterkünften behelfen. Einige haben sich mit Familienmitgliedern und Freunden zusammengetan, um größere Unterkünfte mit Küche und separatem Wohnraum zu errichten, aber die meisten leben allein. Der eine ist so geschickt, dass er selbst Bretter schneiden und anbringen kann, der andere kann das nicht und muss $ 300 – 500 für eine Hütte zahlen. Und für viele ist das viel zu viel Geld. Zu Anfang wohnten viele in unseren Gewächshäusern, aber das Klima darin ist so schlecht, dass sie das aufgegeben haben und darin inzwischen wieder Tomaten, Gurken und Chilis anbauen.
Im letzten Jahr haben wir festgestellt, dass Ernährung und Hygiene sich sehr verbessert hatten. Viele versuchen, dies auch jetzt notdürftig aufrecht zu halten, trotz der manchmal schlammigen, winzigen Unterkünfte. Trotzdem riecht die Kleidung oft leicht modrig und säuerlich. Früher hat das niemanden gestört, aber jetzt genieren sie sich deswegen ein wenig. Ansonsten sind die Menschen wie immer. Es ist schwierig, ihnen überhaupt anzumerken, dass sie vor 6 Monaten von einer Katastrophe getroffen worden sind. Sie lachen und albern, sie kümmern sich um ihre Tiere, um die Felder und Gärten und die Gewächshäuser - genauso, wie sie es früher getan haben. Die Kinder gehen zur Schule, die Lehrer unterrichten – wie immer. Wenn jemand krank wird, geht er zur Ambulanz und wird genauso notdürftig behandelt wie früher. Im Großen und Ganzen funktioniert die Gesellschaft wie vorher. Wenn wir überhaupt Unterschiede bemerkt haben, so sind diese eher positiv. Die Menschen sind näher zusammengerückt und arbeiten besser zusammen und sie sind einiger. Das „Unternehmertum“, das vorher wenig ausgeprägt war, blüht und man betreibt manches sogar mit Energie. Die Hilfslieferungen werden in guter, fairer Weise verteilt, und dies auch unter sozialen Aspekten, so dass auch die Armen berücksichtigt werden, und wenn nicht zuerst, dann doch wenigstens überhaupt. Es gibt mehr Handel, sogar mit einer Trage Tomaten oder mit einem Sack Kartoffeln geht man los. In der Vergangenheit haben auf dem Markt in Kenja fast nur Auswärtige ihre Produkte verkauft, jetzt sind es hauptsächlich die Einheimischen. Die Teesträucher, die nach dem Unglück sehr vernachlässigt worden sind, werden gepflegt und man pflanzt sogar neue. In den letzten 6 Monaten waren mehr Hochzeiten als in den letzten 5 Jahren zusammen. Ältere Schüler wollten früher so schnell wie möglich weg, aber jetzt ändert sich das - sie versuchen, in der Gegend zu bleiben und zu arbeiten.
Unser eigener Status hat sich, nach unseren persönlichen Beobachtungen, über die Jahre hinweg stark verändert: zuerst waren wir nur die Geldgeber, dann wurden wir fast vergöttert, wurden Autoritäten und heute gelten wir als Freunde, auf die man sich verlassen kann. In diesem Jahr fühlten wir uns fast als Teil der Familien. Schon aus großer Entfernung werden wir mit lautem Rufen und Winken begrüßt, die Leute machen sogar einen Umweg, um uns zu begrüßen. Die Männer grüßen uns mit festem Händedruck und „tashi delek“ (herzliche Begrüßung) und „tangbu“ (Wie geht es Euch?). Oft müssen wir eine Hand nach der anderen schütteln. Die Frauen falten die Hände wie zum Gebet und grüßen „Namaste“ (Ich heiße Deine Seele), jetzt aber mit einem Lächeln und sie schauen uns dabei in die Augen. Manchmal berühren sie uns auch mit der Stirn. Normalerweise schütteln Männer nicht die Hand einer Frau, aber wenn sie es jetzt tun, halten sie sie mit beiden Händen fest und wollen gar nicht mehr loslassen. Ganz wichtig ist ihnen, dass wir ihre Kinder ansehen und lächelnd und leise in Dänisch etwas Nettes über sie sagen. Kinder überholen uns, drehen sich dann um und grüßen ganz höflich „Namaste“, dann laufen sie weiter. In dem Moment, wo wir in eine Schule kommen, müssen wir kurz hintereinander fünfzig Namastes beantworten. Die meisten sind auch nicht mehr zu schüchtern, um direkt etwas zu uns zu sagen. Mehr als jemals zuvor bereue ich, nie mehr Nepali gelernt zu haben, als die paar Worte, die ich kann. Es kommt mir so dumm vor, nur lächelnd dazustehen, wenn wir doch beide so gerne miteinander sprechen würden, es aber nicht können.
Der Wiederaufbau:
Tatsächlich waren wir auf das, was uns auf unserer Herbstreise erwarten würde, sehr gut vorbereitet. Wahrscheinlich ist das der Grund, dass wir mit den Gegebenheiten so schnell zurechtgekommen sind. In Bhakanje hatte kaum einer angefangen, Häuser zu reparieren oder wenigstens die Trümmer aufzuräumen. Es ist eigentlich alles noch immer im Zustand wie direkt nach dem Erdbeben. Nicht abgedeckte Wände hat der Monsunregen ausgespült, in den Trümmern wachsen Unkraut und Gras. Das Holzwerk zeigt bereits Anzeichen des Verfaulens. Wenn die Mauern verputzt waren, kann man wenigstens die Risse gut erkennen, aber wenn es rohe Steinwände sind, muss man gründlicher prüfen. Die Wände, die vorher von „Mörtel“ aus Schlamm, vermischt mit Zement, zusammengehalten wurden, bestehen jetzt nur noch aus losen Steinen, die irgendwie aufeinanderliegen. Ein Beben von mehr als Stärke 7 war nötig, um sie zu erschüttern und die Frage ist, wieviel es jetzt noch braucht. Ich überlege, wie man die Mauern wieder verfestigen kann, ob man die Risse mit Schlamm-Mörtel mit oder ohne Zement ausfüllen kann oder ob man das Gefüge mit Zement verfestigen sollte.
In Junbesi, auf der anderen Seite des Passes, lebt fast das ganze Dorf von Hotelmanagement und Tourismus. Dort hat man schnellstens auf einfachste Art repariert und die Wände dann wieder ordentlich geweißt. Das einzige Hotel in Bhakanje, das eigentlich noch ganz in Ordnung ist, ist das Hotel in Sete. Dort haben wir drei von den fünf Wochen in Bhakanje gewohnt. Das Hotel von Dhamber Jirel in Kenja sieht eigentlich ganz ok aus, er ist aber ins Erdgeschoß in die Küche umgezogen. Als ich ihn fragte, ob er sich dabei wohlfühle, dass er die Touristen im 3. Stock schlafen ließe, lachte er etwas unbehaglich. In unserem eigenen kleinen Hotel in Kenja schlafen wir in Zelten im Hof, während Gyalzen und Ang Phuti in ihrem neuen Anbau aus Brettern leben. Bewundernde Blicke der Touristen treffen uns in unseren Zelten, weil sie Zimmer auf dem 1. oder 2. Stock beziehen müssen. Die Führer weigern sich überhaupt, in Häusern aus Stein zu schlafen. Obwohl ich noch nie ein starkes Beben erlebt habe, war ich doch im letzten halben Jahr nah genug „dran“, um die Angst und die Notfallvorsorge zu erkennen. Der Gedanke allein reicht schon aus, in einem dürftigen Schlafsack auf dem 2. Stock zu liegen und in einem Notfall innerhalb weniger Sekunden aus dem Gebäude flüchten zu müssen. Oder noch schlimmer – die Vorstellung, eingeklemmt und verwundet unter Schutt und Brettern zu liegen.
Tatsächlich ist es doch immer schon gefährlich gewesen, in erdbebengefährdeten Gebieten in Häusern zu leben. Es kann jederzeit passieren…Nicht so viele Nepalesen haben im Laufe ihres Lebens bis jetzt ein wirklich starkes Erdbeben erlebt. Dasselbe gilt auch für die Touristen, die so unbekümmert ankommen. Ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird, bis die Nepalesen diese Erfahrung und ihre Angst vergessen haben und alles wieder seinen normalen Gang gehen wird? Wenn die Häuser neu und vernünftig gebaut werden, wird das Risiko geringer, auch bei einem Beben der Stärke 7 – und meistens liegen etwa 50 Jahre zwischen den größeren Beben. Aber wenn ein Haus jetzt schon gut durch durchgeschüttelt wurde und dann nur kosmetisch repariert wird? Ich frage mich, ob es überhaupt ein Beben der Stärke 5.5 überleben könnte. Die gibt es hier nämlich alle paar Jahre. Andererseits könnten wir dann auch versuchen, das Risiko, mit einer nepalesischen Fluglinie zu fliegen, zu kalkulieren oder mit dem Bus zu fahren oder überhaupt auf den nepalesischen Straßen unterwegs zu sein. Wer nichts wagt, der gewinnt auch nichts.
In unserem Schulgebäude in Chhirringkharka waren die Wände halbfertig, als die Erde zu beben begann. Unsere erdbebensichere Bauweise hielt es aus, nichts ist passiert. Nur eine Ecke der Außenwand wölbt sich leicht, aber sie ist so dick, dass das nichts macht. Offensichtlich hat sie sich nur gesetzt. Die Außenwände sind mit Zement verputzt und der Boden ist ebenfalls aus Zement. Das Toilettengebäude ist auch in Ordnung, aber hier muss das Verputzen mit Zement warten, denn inzwischen hat der Winter mit strengem Frost begonnen. Jedoch kann man weiterhin Wand- und Deckenpaneele verbauen. Namgyal und Nuru entwerfen und bauen Rahmen für Möbel für die Schule. Nach dem Frost kommt auf die Mauen der Außenanlage noch Baustahlgewebe. Schon bald, Mitte April, wenn das neue Schuljahr beginnt, wird die schönste Schule im ganzen Solukhumbu fertig sein. Die beiden niedlichen Lehrerinnen, Sommaya und Maya habe ich gebeten, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und Pläne für den Schulunterricht und den Schulhof zu entwickeln. Sie waren völlig begeistert und wollten sofort damit anfangen. Nur bis jetzt, anderthalb Monate später, habe ich von ihnen immer noch nichts gehört. Natürlich ist es menschlich, immer alles aufzuschieben, vor allem wenn der Anfang schwierig ist. Aber es ist sehr ärgerlich, denn nur jetzt gibt es die Chance - während wir noch bauen.
Im zentralen Bereich der Ambulanz in Chhirringkharka, die wir vor 5 Jahren zusammen mit PONA gebaut haben, haben die Beben fast nichts beschädigt. Es sind nur ein paar kleinere Risse. Das Ende des Küchentraktes ist allerdings stark beschädigt. Das Komitee hat bereits 50.000 Rs für die Reparatur bekommen.
Kurz vor dem Beben ist der letzte verbleibende, medizinische Angestellte nach Kathmandu gegangen, so dass die Ambulanz jetzt seit gut einem Jahr ohne Leitung ist. Naja, besonders beliebt war sie sowieso nicht. In ihrem letzten halben Jahr hatte sie nie mehr als 4-5 Besucher im Monat. Es müssten eigentlich mindestens 25 Patienten im Monat sein und mindestens doppelt so viele, die Medikamente kaufen, damit sich das irgendwie rechnet. Aber das gab es sowieso nur in den gloriosen Zeiten von Sarita und Chhemi.
Dafür gibt es in der medizinischen Stelle in Bhakanje einen neuen Assistenten. Es ist ein energiegeladener, tüchtiger und angenehmer Mann. Der Vorgänger wollte eine weiche Matratze und einen neuen Untersuchungsstuhl haben, das wurde abgelehnt. Der neue Assistent hat auch um vieles gebeten, aber um Ausrüstung, die für die Klinik dringend notwendig ist. Er möchte 35 chirurgische Instrumente, Eimer und Schrubber für den Boden und Fußmatten, sowie 73 verschiedene Medikamente, die der Staat nicht zur Verfügung stellt, die er aber für eine anständige Klinik für notwendig hält. Ich habe dem zugestimmt, aber nicht ohne Bedingungen. Er muss zweimal wöchentlich die Klinik in Chhirringkharka öffnen. Das war kein Problem, weil er sagte, dass er das sowieso vorgehabt hätte.
Das Gesundheitsministerium hat der Ambulanz in Bhakanje in Aussicht gestellt, sie aufzuwerten und viele neue Angestellte anzustellen. Aber dafür müssten einige Bedingungen erfüllt werden, wie z. B. die Bereitstellung einiger tausend Quadratmetern Land für eine größere, neue Klinik. Hier beginnen jedoch bereits die Schwierigkeiten: Keiner will für das Land zahlen, keiner will es zur Verfügung stellen und ganz besonders nicht derjenige, dem das Land direkt neben der alten Klinik gehört (ganz nebenbei, wurde das auch zum Teil beschädigt). Er hat den unverschämten Preis von 7.000 $ verlangt. Ich wurde gefragt, ob HP nicht dieses Geld zur Verfügung stellen will, habe aber abgelehnt. Wenn Ihnen nichts einfällt, um dieses Problem zu lösen, dann ist es einfach nicht wichtig genug für sie. Man darf es auch nicht zu leichtmachen. Wenn man den Landbesitzer überzeugen könnte, mit dem Preis auf die Hälfte herunterzugehen, wären es noch $ 50 pro Haushalt, dann wäre das Problem gelöst. Lieber würde ich später ein tolles Hospital bauen. Inzwischen haben wir die Wohnung des Arztes abgerissen, und sind dabei, sie schnellstens wiederaufzubauen, denn der neue Arzt würde sicherlich dort sehr gerne wohnen. (Zur Erklärung: in Nepal gibt es verschiedene Stufen von „Ärzten“. Ein health assistant, medizinischer Assistent, hat eine Ausbildung von 3 - 4 Jahren, er ist also ein sogenannter „halber“ Arzt.)
Als wir uns in Chhirringkharka eingerichtet hatten, kam die ganze Frauengruppe aus Patale. Während unseres WEP Programms (Women Empowerment Program, ein 3-jähriges Programm, das ganz besonders darauf abzielte, Frauen etwas beizubringen) war das sicherlich die Gruppe, die am wenigsten gebildet und am ärmsten war. Von ihnen haben wir wirklich nicht viel erwartet. Aber – sie kamen mit einem mehrseitigen Vorschlag für ein Projekt für eine Gemeindehalle in Patale. Das Haus, in dem sie sich immer getroffen haben, ist eingestürzt und alle anderen Häuser sind zu klein. Zweifelsohne war ihre Anregung das Gemeindehaus in Themjeng, das wir im letzten Jahr unterstützt haben. Dann waren sie schon etwas enttäuscht, weil ich die Kosten für die Arbeiter nicht übernehmen wollte. Wir übernehmen die Kosten der Waldarbeiter und der Schotterbrecher und für die Materialien, die man in Kathmandu kaufen muss. Trotzdem kehrten sie ganz glücklich nach Hause zurück und hatten bereits die Aufgaben unter sich verteilt. Sie baten darum, dass ich sie im nächsten Jahr zu einem Fest besuche und die Nacht in dem neuen Versammlungshaus verbringe – das habe ich auch versprochen.
Das Gemeindehaus in Themjeng war fast fertig und hat das Beben in dem halbfertigen Zustand auch überstanden. Schon weit oberhalb des Dorfes konnten wir erkennen, dass man uns dort oben auf dem Pfad bemerkt hatte; alle kamen aus ihren kleinen Häusern. Die Hauseingänge waren wunderschön mit Blumen und Pflanzen und Schildern, auf denen Willkommen stand, geschmückt; sie brachten Essen und Geschenke. Es gab schöne Reden und einige tanzende Mädchen, und dann schnitt ich das rote Band vor der Eingangstür durch. Der erste Stock war wirklich schön, aber im Erdgeschoss war der Boden öde und kalt. Man erzählte mir, dass man vorhabe, Paneele für die Wände zu machen, aber leider die Mittel, um etwas am Boden zu tun, nicht habe. Deshalb gab Anne-Marie ihnen sofort 50.000 Rs für einen Zementboden.
Zuvor haben wir die Leute in Sagardanda vernachlässigt, weil sie sich überhaupt nicht einig waren und nichts zusammen entschieden und umgesetzt haben. Aber dieses Mal haben sie uns tatsächlich beeindruckt. Sie hatten zwei Schulgebäude bis auf die Grundmauern abgerissen, die Steine waren rundherum aufgestapelt und die weiteren, noch wiederverwendbaren Baumaterialien waren im dritten Gebäude gesammelt gelagert. Somit ist die Baustelle perfekt vorbereitet. Mit Pasang Tamang haben wir uns geeinigt, dass er sofort dort anfängt, wenn er mit der Schule in Chhirringkharka fertig ist. Es ist fast unmöglich, eine ordentliche Kostenschätzung zu machen, weil dort noch so viele Baumaterialien vorhanden sind, dass wir das nicht korrekt vorhersagen können; aber wir vertrauen Pasang. Ich halte es für ausgeschlossen, dass er uns betrügt. Wir haben beobachtet, dass die in der Gegend über ihn den Kopf schütteln, die betrügen, aber ihm ist das egal. Deshalb haben wir mit ihm vereinbart, dass er auf Rechnung arbeiten wird. Er wird so viele Materialien wie möglich wiederverwenden und den fehlenden Rest kaufen. Diese Finanzierung ist sichergestellt durch unseren eigenen Erdbebenfond, zusammen mit dem Rotary Club Schwerin, dem Rotary Club Skivehus, dem Rotarischen Hilfsfond Dänemark und Rotary International District Grant.
Auch das Toilettenhäuschen war fast ganz eingestürzt, so wie das in Chhimbu. Allerdings nicht das in Sagar-Bhakanje, aber dort wird dringend noch eine neue Toilette für die Mädchen benötigt. Für diese 3 Toilettengebäude müssen wir im nächsten halben Jahr noch Spender finden.
Ganz erfreulich ist es, dass das NGO (Nicht-Staatliche-Organisation) REED Nepal, an alle betroffenen Schulen im Erdbebengebiet für Not-Schulen jeweils 100.000 Rs verteilt hat. In Chhirringkharka und Sagardanda wurde das Geld für einige kleine, aber solide Gebäude verwendet. Nicht so in Sagar-Bhakanje – ein erbärmliches Pfusch-Bauwerk steht jetzt in der Mitte des Schulhofs. Wir hatten dort vor einiger Zeit erklärt, dass der Schulhof demnächst eine große Baustelle sein würde, aber die Lehrer haben darüber abgestimmt und die Mehrheit war der Meinung, dass ein Umzug weiter weg für sie zu schwierig sei. Nun, nur ein paar Monate später, wollen wir mit dem Bau anfangen. Also wurde jetzt gesagt, dass sie umziehen müssen, und zwar auf die Felder die dem buddhistischen Tempel gehören. So ganz einfach war die Sache nicht, denn plötzlich wollte der Tempel Pacht für das Land. Am Ende schlossen wir einen Kompromiss: ich komme für die Verlegung und den Neubau einer Mani Mauer auf (Mani stones sind Steine oder Felsbrocken, auf denen 6-silbige Mantras (Om mani padme hum) eingraviert sind. Es handelt sich um Gebetsverse aus dem tibetanischen Buddhismus). Die Mauer stand immer da, wo sie auch jetzt noch ist. Es war gar nicht so einfach, das Komitee des Gompas (buddhistischer Tempel, Kloster, wenn dort Mönchen oder Nonnen leben) davon zu überzeugen, dass der neue Standort eigentlich ideal ist. Deshalb kann die Schule das Land jetzt übergangsweise gratis benutzen. Wenn die Mani Mauer versetzt ist, können wir fast 400 Kubikmeter Boden und Felsen ausgraben, um den Schulhof und die Baustelle zu erweitern. Das finanzieren wir in Kooperation mit einem australischen Rotary Club. Wenn die vollständig geklärt ist, werden wir die beiden Gebäude, die schon bis auf die Fundamente abgerissen sind, wiederaufbauen. Der dänische Skærso-Fond hat uns Geld gespendet für das Gebäude, in dem das Physik- und Chemielabor, die Bücherei und der Computerraum unterkommen. Mit diesem Bau wollen wir beginnen, wenn wir den Boden abgetragen haben. Auch für diesen Bau wird Pasang verantwortlich sein. Der gute Mann wird in Zukunft ziemlich beschäftigt sein… - deswegen hoffen wir, dass es ihm gelingt, gute, hart arbeitende Handwerker zu finden, die selbständig arbeiten können, unterdessen er zwischen den Baustellen hin- und herwechselt. Mit den letzten beiden Gebäuden müssen wir abwarten, bis wir wissen, wie weit wir mit dem Geld kommen. Eventuell müssen wir noch weiteres Geld auftreiben.
Das Projekt zur Verbesserung des Unterrichtens in den Schulen, das wir zusammen mit der POONA gemacht haben, ist wirklich gut gelaufen, wir haben messbare Erfolge erzielt. Die meisten Lehrer haben sich richtig engagiert (einzelne natürlich nicht) und für die Schüler gilt das gleiche. Unser talentierter Coach für die Lehrer ist leider in die USA gegangen, wir suchten gerade einen neuen, als das Erdbeben die gesunde Organisation völlig durcheinandergebracht hat. Deshalb müssen wir jetzt abwarten, bis die Schulen wiederaufgebaut sind, bevor die Trainingsmaßnahmen wieder aufgenommen werden können. Jedoch haben wir Geldpreise verliehen an die besonders fleißigen und sorgfältigen Schüler und an zwei Lehrer, die Außergewöhnliches leisten.
Die Schule in Kenja ist komplett eingestürzt und wir hatten angeregt, jetzt wo sie sowieso völlig neu gebaut werden muss, gleich an eine andere Stelle umzusiedeln. Das enge Tal oberhalb des Flusses ist wirklich gefährlich. Denn ein Erdrutsch weiter oben könnte eine Flutwelle auslösen, die die Schule in Sekunden mit sich reißen würde. Vor einigen Jahren gab es bereits einmal eine kleinere Flutwelle, damals gelang es, die Schule rechtzeitig zu evakuieren, es wurde nichts beschädigt. Wir hatten angeboten, uns an dem Wiederaufbau zu beteiligen, wenn sie sozusagen „um die Ecke“ ziehen würden. Aber der Landbesitzer hier ist vom gleichen Kaliber wie der der Ambulanz. Deshalb hat man noch nicht einmal nach dem Preis gefragt. Jetzt haben sie bereits angefangen, an der alten Stelle wieder zu bauen. Finanziert wird das mit Geld, das aus den USA gekommen ist. Wir haben diesen Spender getroffen. Er ist einer von denen, die zwar sehr gutherzig sind, aber Geld schicken, ohne sich vorher oder hinterher über die Lage zu informieren. Er war sehr verärgert, als ich ihm das Problem erläuterte, denn, wie er sagte, wäre es überhaupt kein Problem gewesen, das Land zu kaufen, wenn er davon gewusst hätte. Das Geld hätte er sehr leicht auftreiben können. Auf die beiden neuen Gebäude war er sehr stolz, es fehlte nur noch die Ausstattung. Namgyal und ich hätten die Pläne sicherlich verworfen und noch einmal von Grund auf neu angefangen, aber das haben wir ihm natürlich nicht gesagt. Wie auch immer, wir setzen unser kleines Projekt fort und liefern Bücher und Stifte für das ärmste Drittel der Schüler. So haben wir wenigstens einen kleinen Einblick in die Finanzen der Schule.
Die Schule in Chaulakharka sah schon vor dem Beben so aus, als wäre sie eine Ruine - und jetzt war sie kein bisschen schöner. Wir haben die Leute dort informiert, dass wir – Schritt um Schritt – alles völlig neu bauen wollen. Aber sie konnten trotzdem der Versuchung nicht widerstehen, mit dem Geld, das bereits von den verantwortlichen Behörden ankam, eine Lehrertoilette und ein neues Schulgebäude zu erstellen. Beide Bauten sind miserabel und es wurde viel weniger Geld dafür ausgegeben, als man dafür bekommen hat. Die Schule hat 350 Schüler und lehrt bis zum Level 12. Jeweils 1 Lehrer wird für 30 – 35 Schüler eingestellt, so dass wir hier von 11 öffentlichen Angestellten sprechen. Zusätzlich werden von der Schule noch fünf weitere Lehrer beschäftigt, für deren Gehalt sie selbst aufkommen muss. Das Geld holen sie sich, unter anderem, indem sie billigst bauen und von dem verbleibenden Rest die Lehrergehälter bezahlen. Jetzt müssen sie mit den beiden dürftigen Gebäuden leben, während wir die restlichen Gebäude richtig aufwerten werden. Sollte es mit den Behörden Schwierigkeiten geben, werden wir ihnen das Ergebnis ihrer eigenen Anstrengungen vorführen, die sind mit unseren Gebäuden überhaupt nicht zu vergleichen!
Den ersten Schritt haben wir bereits gemacht: wir haben ein neues Lager gebaut und einen Lagerverwalter eingestellt. Zu der Baustelle hinauf haben wir einen Weg für Traktoren gebaut. Die Verträge mit Steinmetzen und Forstarbeitern sind unterschrieben, sie haben bereits mit der Arbeit begonnen. Als erstes bauen wir sechs Klassenzimmer um einen geschlossenen Innenhof. Hier kann bereits ein Teil des Unterrichts stattfinden, während wir die nächsten Gebäude bauen. Am Ende soll das der Bereich für die „höhere Schule“ werden. Dort werden aufgrund der höheren Spezialisierung mehr Klassenräume für Fachunterricht benötigt.
Und dann noch unsere kleine Schule in Chhimbu: dort ist etwas Durcheinander mit den Konten. Denn es handelt sich um eine Schule, die teilweise öffentlich und teilweise privat ist. Der von uns eingestellte Lehrer, Jangbu, hatte alle Konten, die unser Geld betreffen, ordentlich verwaltet. Dahingegen, hat Bhimsen, der öffentlicher Angestellter ist, in den letzten 2 ½ Jahren überhaupt keine Kontoführung gemacht. Allerdings würde es mich jetzt interessieren, in wie weit hier an unserer Schule öffentliche Gelder „eingespart“ und wofür sie möglicherweise ausgegeben worden sind. Deswegen haben wir uns entschlossen, keine weiteren Betriebsmittel zur Verfügung zu stellen, bevor nicht eine lückenlose Abrechnung für alle Konten über diese 2 ½ Jahre vorliegt. Trotzdem wird in der Schule wirklich gut gearbeitet und dies in einer angenehmen und freundlichen Atmosphäre.
Unser WEP Frauen Programm ist beendet. Grundsätzlich war es ein Erfolg, aber schlechtes Management hat es zuletzt beeinträchtigt und die Frauen haben das Interesse verloren. Aber einige Lichtblicke gibt es trotzdem: besonders hervorzuheben sind hier die Gewächshäuser, die der Gemeinschaft viel Gutes bringen, sowohl Lebensmittel als auch finanziell. Der Hygienestandard und die allgemeine Gesundheit haben sich erheblich verbessert. Die Kochausbildung war so erfolgreich, dass wir während unserer Aufenthaltes sehr viel köstliches Essen bekommen haben. Die Nähmaschinenkurse sorgen dafür, dass einige Frauen jetzt Arbeit haben. Und das Projekt der „Frauenbank“ funktioniert gut, es gibt Sparguthaben und Kredite, um Vieh zu kaufen, um die Felder zu bewirtschaften, für Gemüsegärten, für Kleinindustrie, aber auch für Medikamente oder Familienfeiern.
Die „Bank“ arbeitet so erfolgreich, dass Saru, die Kassenwart und Buchhalter in einer Person ist, jetzt für ihre Arbeit ein kleines Gehalt bekommen kann.
Alle 9 Frauengruppen vergeben Mikro-Kredite mit Spareinlagen und kleinen Darlehen. Allerdings hatte nur eine von den Neun tatsächlich einen vollständigen Überblick über die Buchhaltung. Es wurde sogar ein Überschuss erwirtschaftet, der an ein Hospital geben wurde, um armen Familien eine Notunterkunft zu ermöglichen. Die Frauen hatten Kredite vergeben, um Ziegen, Hühner oder Teebüsche zu kaufen, aber sie baten um ein etwas größeres Budget. Anne-Marie hat ihnen 50.000 Rs gegeben (ein Vermögen, ca. € 410).
Auch in Chhimbu hat man sich an der Buchhaltung versucht, aber es war ein Chaos. Einer unserer Stipendiaten hatte dabei geholfen, aber offensichtlich war er nicht gerade ein Genie. Dagegen erwies sich unsere Stipendiatin in der 12. Klasse, Samjhana mit dem Buckel, als viel begabter. Ein kleiner Kurz-Kurs in Zinsrechnen, bei dem alle mit ermutigenden Blicken zusahen, gab ihr reichlich Selbstvertrauen. Ich habe versprochen, dass sie, wenn die Buchführung im nächsten Jahr in Ordnung ist, eine (finanzielle) Leistungsprämie bekommt.
Samjhana selbst hat jedenfalls schon mal eine Nähmaschine bekommen. Als das WEP beendet war, haben wir auch unser Büro in Kenja geschlossen. Computer und elektronisches Zubehör wurden zurück nach Kathmandu in unser Büro gebracht. Die Büromöbel sind an das Elektrizitätsprojekt und das Teeprojekt gegangen. Dann gab es noch 4 Nähmaschinen. Samjhana, die gerne Schneiderin werden würde, erhielt nach dem Schulabschluss eine von ihren Gönnern, diese wurde aber unglücklicherweise auf dem Transport von Kathmandu gestohlen. Darüber war sie untröstlich, aber jetzt strahlte sie wie eine kleine Sonne. Nun hat sie noch das Problem, das das Haus der Familie in einen Haufen Schutt verwandelt wurde und sie in einer kleinen Hütte aus Planen leben. Aber sie wird versuchen, sich darin eine Arbeitsecke einzurichten, um dann zum Ausbau der Unterkunft beizutragen. Unsere „Bankerin“, Saru, ist ebenfalls eine geschätzte Schneiderin; für ihr großes ehrenamtliches Engagement für die Bank bekam sie ebenfalls eine Nähmaschine. Als wir ihr dann noch einen Laptop für die Bankarbeit gaben, war sie ganz stolz und glücklich. Die dritte Nähmaschine bekam Saraswati Thami, die vor dem Erdbeben in einer Strohhütte gelebt hat, weil sie so arm ist. Sie war etwas verlegen, strahlte aber über alles, als sie damit abzog. Die letzte Nähmaschine war kaputt, aber Sakila wollte sie gerne haben, um sie zu reparieren.
Und dann ist da noch unser neues Vorzeigeprojekt: das Tee-Projekt. In Bhandar, auf der anderen Seite des Tales, hat vor vielen Jahren ein Deutscher die Leute dazu gebracht, Tee anzupflanzen. Es gelang ihm, diesen handgemachen Tee zu hohen Preisen in Deutschland zu verkaufen. Leider ist er inzwischen zu alt und das Projekt ist fast zum Erliegen gekommen, denn der Tee ist nicht besonders gut. Eigentlich war es mehr die Story dahinter als der Tee, die den Verkauf beflügelt hat. Trotzdem haben einige weitere inzwischen Teebüsche angepflanzt.
Im Zuge des WEP-Projektes war ein Agraringenieur da, um den Frauen etwas über den Anbau von Tee und die Pflege der Teesträucher beizubringen. Dann pflanzten noch viele weitere Teebüsche. Und dann kam ich auch noch und sprach von einer Teefabrik und der Produktion von Qualitätstee. Das hatte zur Folge, dass das Anpflanzen von Teesträuchern explosionsartig zunahm.
Jetzt müssen wir die Situation exakt prüfen, aber wir schätzen, dass es inzwischen mehr als 100.000 Teesträucher sind, die alle gut wachsen. Nach dem Beben, im Frühling, hätten diese Büsche von Unkraut befreit und stark gedüngt werden müssen, jedoch wurden sie oft vernachlässigt. Aber in diesem Herbst sah alles wieder perfekt aus. Im letzten Herbst waren Pernille und John ja mit uns in Bhakanje, sie fanden die Idee einer Teeproduktion faszinierend. Wir hatten schon eine Anzahl von Punkten ausgearbeitet, die umgesetzt werden sollten. Zuallererst wollten wir eine Kooperative nach altem dänischen Vorbild gründen, denn das war ein Erfolgsmodell. Deshalb wollten wir das so machen. Anfangs klappte das allerdings gar nicht, weil keiner die Idee einer Kooperative verstand. Also habe ich mich in diesem Herbst noch einmal darum gekümmert und mit dem Komitee vier Tage lang die derzeitige Lage analysiert und sie Entscheidungen treffen lassen. Zu Anfang war das sehr schwerfällig, aber dann kam Schwung in das Vorhaben und am Ende war ich eigentlich zum Zuschauer degradiert.
Die allergrößte Hürde ist, dass wir eine zuverlässige Stromversorgung brauchen. Das gibt die alte Stromstation nicht mehr her. Wir planen schon lange, eine neue Stromerzeugung zu bauen. Im Frühling 2015 waren die Pläne kurz vor der Umsetzung. Aber dann hat das Erdbeben alles durcheinandergebracht.  Nun geht es aber wieder los. Wir haben der Tee-Kooperative ein Darlehen gewährt, das ihr ermöglicht, die Stromstation zu bauen. Jetzt hoffen wir nur, dass sie vor Ende des Jahres 2016 ihren Betrieb aufnehmen kann.
Deshalb haben wir auch entschieden, Land für eine Fabrik zu kaufen. Viele Grundstücke kamen infrage, manche zu unerschwinglichen Preisen, andere viel zu weit entfernt, einige in zu steilen Lagen, wieder andere in viel zu windigen Ecken. Letztlich fiel die Wahl auf 3.000 m², zentral gelegenes, leicht abfallendes Gelände und Richtung Norden, windgeschützt und mit einem atemberaubenden Blick über die Numbur Berge. Derzeit werden die Urkunden aufgesetzt.
Als Manager der Kooperative wurde Lhakpa Chhirri Sherpa eingestellt. Er ist ein Stipendiat von uns und hat einen Bachelorabschluss gemacht. Wahrscheinlich ist er der Intelligenteste in ganz Bhakanje. Er trägt die Verantwortung, dass alle anstehenden Aufgaben bis zum nächsten Schritt erledigt werden.
Als erstes muss er eine grundlegende Überprüfung der derzeitigen Produktion machen. Diese sollte später wiederholt werden, um herauszufinden, ob und welche Fortschritte gemacht wurden. Als nächstes soll er verschiedene Trainingsprogramme organisieren, die sich mit der Kultivierung des Tees beschäftigen. Nach und nach muss er dann diejenigen, die in der Teefabrik arbeiten sollen, einarbeiten. Im Laufe des Jahres beginnen wir langsam mit dem Bau; eigentlich sollten wir damit aber abwarten, bis der geplante Weg für die Traktoren fertig ist.
Unsere winzige Organisation erbringt erstaunliche Ergebnisse. Der Gesamtumsatz in 2015 waren fast 2 Millionen dänische Kronen (ca. € 270.000). In Nepal haben wir mittlerweile 10 Angestellte. Hier in Dänemark hat es sich schon längst zu einem full-time Job (für mich) ausgewachsen. Wir bilden viele wunderbare junge Leute aus. Viele reisen nach Abschluss ihrer Ausbildung erstmal herum, aber inzwischen entscheiden sich auch viele, in Nepal zu bleiben. Und von einigen profitieren wir dann für unsere Projekte. Wir bauen derzeit vier Schulen, es sollen noch mehr werden, wenn wir das Geld dafür auftreiben können. In Bhakanje blüht die Wirtschaft auf und sie wird geradezu explodieren, wenn die Teefabrik tatsächlich ihre Arbeit aufnimmt. Es wird sehr spannend sein, zu beobachten, wie lange es dauert, bis man von den Erdbeben nichts mehr sehen und spüren kann.

10.10.2015
Jetzt geht der Monsun langsam zu Ende, mehrere Tage ohne Regen werden von einigen Tagen mit starken Gewittern abgelöst. Aber inzwischen vermissen viele Menschen solidere Häuser als die, die sie mit unseren Planen errichtet haben. Manche haben auch Wellblechhütten errichtet. Sie können leichter auf die erforderliche Größe erweitert werden und außerdem ist das eine relativ kostengünstige Lösung (600 - 800$). Aber sie bieten überhaupt keine Geräuschisolierung und das Raumklima ist auch nicht gut. In den Ebenen wird man Bambushütten bauen und sie mit Schlamm auskleiden. Aber die werden wahrscheinlich im Solu nicht besonders beliebt sein, auch wenn sie ziemlich preiswert sind (unter $ 300). Mehr können Sie in unserer Broschüre „Bambushütten“ erfahren. Dänische Ingenieure haben eine Notunterkunft, „Lifeshelter“ entwickelt. Sie ist gegen Geräusche, Hitze und Kälte isoliert, ist aber leider ziemlich teuer ($ 2.000) und die Größe ist fest vorgegeben. Möglicherweise können wir eine Produktion in Kathmandu starten, dann wäre es erheblich günstiger und vielleicht auch variabel in der Größe. Denn es gibt immer noch ca. 200 Familien in Bakanje, die in Notunterkünften leben. Und die Regierung hat die Unterstützung, die sie von internationalen Spendern bekommen hat, leider immer noch nicht an die Bedürftigen verteilt. Aber, selbst wenn sie damit beginnen sollte, wird es viel zu wenig für die einzelnen Familien sein, denn in gesamt Nepal sind mehr als 600.000 Familien obdachlos. Es gibt Anzeichen, dass die Behörden ihre Anstrengungen auf einige ausgewählte Gebiete konzentrieren wollen, damit diejenigen, die dann Unterstützung bekommen, wenigstens einigermaßen damit zurechtkommen. Und es gibt leider auch Anzeichen, dass Solukhumbu nicht zu diesen ausgewählten Gebieten gehören wird.
In 2 – 3 Monaten wird es im oberen Solu richtig kalt werden. Manche Familien werden vielleicht in der Lage sein, irgendetwas mit ihren Hütten zu machen. Aber viele werden nichts machen könne. Wenn sie dann weiter nach unten in wärmere Gegenden ziehen, verlieren sie ihren Anspruch auf öffentliche Hilfe – wenn sie denn überhaupt kommt. Denn eine Bedingung, um überhaupt Hilfe zu bekommen, ist, dass man auf seinem eigenen Land wohnt und noch nicht angefangen hat, das Haus zu reparieren. Ein schreckliche Situation – Stillstand  -und wir müssen versuchen, das zu lindern, wenn es denn Möglichkeiten geben sollte.
Die armen, sowieso schon schwer getroffenen Menschen erleiden aber noch weitere unbillen. Vor zwei Wochen wurde eine neue Verfassung erlassen, mit der die Inder nicht einverstanden sind. Sie sind der Meinung, dass die Bewohner der Ebenen einen viel größeren Einfluss bekommen müssten und dass die - mehr oder weniger legalen Einwanderer - aus Indien Wahl- und Stimmrechte erhalten sollten. Im Endeffekt würde das bedeuten, dass Indien Nepal einen viel größeren Einfluss aufzwingt. Um diesen Anspruch zu unterstreichen, hat Indien eine komplette Treibstoffblockade an der Grenze verfügt. In den letzten zwei Wochen ist deshalb fast überhaupt kein Benzin oder Diesel ins Land gekommen. Privatautos erhalten keinen Sprit mehr. Taxen gibt es in Kathmandu nur noch sehr eingeschränkt. Noch fahren die Busse, aber in Kürze werden sie sicherlich auch weniger, dasselbe gilt für Inlandsflüge. Internationale Flüge müssen über so viel Treibstoff verfügen, dass sie wieder starten können. Der Inlandslastverkehr wird in Kürze eingestellt werden. Indische Lastwagen mit Lebensmitteln erreichen als einzige noch ihr Ziel.  Zu allem Überfluss beginnt jetzt auch die Touristensaison, die eine der wichtigsten Einnahmequellen Nepals ist. Wenn die alte, biblische Weisheit stimmt, dass nach 7 Plagen aller Schrecken ein Ende hat, müsste dieses bald kommen.
Auf unserem Erdbebenkonto gehen immer noch Spenden ein. Herzlichen Dank dafür, das gibt uns Kraft. Wenn jetzt die Trockenzeit beginnt, werden diese sofort verwendet werden. Als allererstes werden wir Baugrundstücke vorbereiten und Verträge mit Handwerkern abschließen, damit wir Finanzierungs- und Zeitplanungen erstellen können. Namgyal ist inzwischen ein so erfahrener Bauleiter, dass wir auf die teuren, unzuverlässigen, einheimischen Unternehmer verzichten können. Er wird in Kathmandu die Materialbeschaffung und den Transport zu den Baustellen organisieren. Des Weiteren wird er die einheimischen Steinmetze, Forstarbeiter und Handwerker aussuchen und mit ihnen verhandeln. Er bekommt etwas extra dafür, aber keinen Gewinn. Eigentlich erhoffen wir uns davon, dass die Bauprojekte dadurch günstiger werden als die Budgetplanung vorsieht. Zuerst sollen die Schulen in Sagardanda, Sagar- Bhakanje und Chaulakharka wieder aufgebaut werden. Gleichzeitig geht  der Bau der Schule in Chhirringkharka weiter. In Kenja sieht es so aus, dass es fast unmöglich ist, einen alternativen Bauplatz zu finden. Deswegen könnte es passieren, dass man auf der gleichen unsicheren Stelle am Ufer des Flusses wieder aufbauen wird. Wenn diese Entscheidung gefällt wird, werden wir das nicht unterstützen. Andererseits haben wir uns allerdings verpflichtet, sie zu unterstützen, falls doch ein sicherer Bauplatz weiter entfernt gefunden werden sollte.
In der nächsten Zeit wird es spannend und aufregend!

02-09-2015
Das Leben im Solu geht weiter, der Regen trommelt auf unsere blauen Zeltplanendächer und die provisorischen Blechdächer der Schulen. Es gibt kaum Nachrichten; das kommt daher, dass einfach nichts passiert. Die gefürchteten Erdrutsche sind im oberen Himalaya ausgeblieben, weiter unten gab es allerdings einige. Die Bewohner von Kenja sind allerdings noch nicht in ihr Dorf zurückgekehrt, aus Angst. Tagsüber arbeiten sie auf ihren Feldern, hören aber immer auf das Rauschen des Flusses, Wenn das aufhören sollte, bedeutet das, dass ein Erdrutsch den Fluss aufhält und dann heißt es schnellstens flüchten.
Noch hat niemand mit Aufbauarbeiten begonnen. Dafür gibt es gute Gründe. Zuallererst ist das der ständige, tägliche Regen und oft stundenlange Wolkenbrüche. Nicht jeder war so „glücklich“, dass die Häuser komplett zusammengefallen sind. Dann konnte man die Baumaterialien retten und sortieren, und einlagern, was noch brauchbar ist. Aber die, deren Häuser nur stark beschädigt sind, trauen sich bis heute nicht, sie abzureißen. Denn so genau kann man nicht sehen, welche Wand oder welcher Pfeiler das Haus eigentlich noch aufrecht hält.
Ich denke allerdings, dass einer der Hauptgründe der ist, dass Parlament und Regierung immer noch darüber diskutieren, wie denn eigentlich Hilfe geleistet werden soll. Seitens des Staates und der Hilfsorganisationen wurde sehr viel Unterstützung angekündigt und vieles ist inzwischen auch angekommen. Aber wenn es unter hunderttausenden von Familien, die obdachlos geworden sind, aufgeteilt wird, bleibt für den Einzelnen nicht viel übrig.
Zudem wurde angekündigt, dass diejenigen, die aus ihrer Heimat flüchten, nichts bekommen werden. Und nur die, deren Häuser komplett zusammengefallen sind, sollen überhaupt etwas erhalten. Deshalb beginnt bestimmt keiner mit Reparaturen.
Die Gerüchte besagen, dass es 150 $ sein könnten, aber auch 1.000 – 2.000 US $.
Und dann ist die Ernte auch nicht gut. Die Kartoffeln hatten im Frühjahr nicht genug Wasser, deshalb haben sie kaum ausgetrieben. Und eine völlig neue, unbekannte Insektenart hat den Mais und den Weizen befallen, so dass die Saat verkümmert. Die Menschen machen natürlich das Erdbeben dafür verantwortlich, aber das hat bestimmt nichts damit zu tun. Es ist viel eher die Klimaveränderung, die das Wetter des Himalayas völlig verändert.
Die Schulen haben den Betrieb wieder aufgenommen, der Unterricht findet in Zelten oder Bretter-Blechkonstruktionen statt. Die Lehrer haben viel Zeit gebraucht, um aus den Ebenen zurückzukommen. Und die Schüler kamen auch nicht regelmäßig und haben meist nur miteinander gespielt. Jetzt aber läuft es eigentlich wieder richtig. In Sagardanda und in Sagar-Bhakanje wurde aufgeräumt und die Baumaterialien gelagert und Bestandaufnahme gemacht. Die Projektausschreibungen sind fast fertig und werden in den nächsten Tagen an die Spender verschickt. Sobald der Monsun endet, werden wir mit den Baumaßnahmen beginnen.
Wir haben jetzt nur noch einen Monat bis zu Abreise - Anne-Marie und ich. Wir sind gespannt, wie wir leben und was wir essen werden und nicht zuletzt, wie es den Menschen ergangen ist, die wir so gut und so lange kennen.

13-07-2015
Der Himalaya ist bis jetzt noch nicht zur Ruhe gekommen, es gibt immer noch Nachbeben. Das stärkste Beben lag bei 4 ½. Das ist nicht so viel, aber es reicht, dass keiner es wagt, wirklich in die Häuser zurückzukehren. Allerdings haben die, deren Häuser nicht so stark beschädigt sind, inzwischen alles, was Sie geerntet haben, in den Häusern gelagert. Aber sie alle leben weiterhin in den Notunterkünften. Bis jetzt ist es noch nicht zu starken Erdrutschen gekommen, allerdings ist Kenja fast völlig evakuiert. Denn dort ist das Risiko sehr hoch. Das Distrikt Disaster Management Committee (DDMC) (Komitee des Distrikts für das Notfallmanagement) plant, 53 Zelte mit Wänden im nahe gelegenen Dunda zu errichten. Dort sollen die Bewohner von Kenja unterkommen.
Wir wissen noch nicht genau, um was für Zelte es sich handelt. Wahrscheinlich haben sie feste Seitenteile, Fenster und Türen, so dass der Regen abgehalten wird und kriechende Tiere draußen bleiben.
DDMC hat alle Haushalte mit 10 kg Reis versorgt; jetzt ist das Welternährungsprogramm dabei, weitere 10 kg pro Haushalt zu bringen. Der „Young Star Club“ plant, 20 provisorische Toiletten und 18 Unterkünfte in Bhakanje zu errichten, aber darüber wissen wir momentan noch nichts Genaues.
Die Schule von Bhakanje ist inzwischen vollständig aufgeräumt. Alle Baumaterialien sind ordentlich sortiert und geschützt eingelagert. Sie haben bereits eine Zählung vorgenommen, aber Namgyal reicht das nicht. Er hat sie beauftragt, noch einmal zu zählen. Die Notschule ist errichtet und der Unterricht hat wieder begonnen. Wir nehmen an, dass Sagardanda ebenfalls mit den Aufräumarbeiten und dem Einlagern fertig ist. In Chhirringkharka wird die Schutzwand hinter der Schule gerade gebaut, das Decken des Daches wird bereits vorbereitet. Chaulakharka ist ebenfalls aufgeräumt und in den verbliebenen Gebäuden wird wieder unterrichtet. Überall ist man soweit, dass der Wiederaufbau beginnen kann. Wir warten nur noch darauf, dass der Monsun endet.
Die Tickets für die Herbstreise habe ich jetzt gekauft . Der Abflug ist Dienstag, den 13. Oktober. Zuerst habe ich vor, eine Woche im Büro in Kathmandu zu verbringen bis Anne-Marie kommt. Dann fahren wir mit dem Bus so weit, wie es möglich ist, nach Bhakanje. Dort werden wir 3 – 4 Wochen in Zelten leben und dann mit dem Bus zurückkommen. Noch eine Woche im Büro in Kathmandu und am 6. Dezember geht es zurück nach Hause nach Dänemark.

25.06.15 
Es gab ein ziemliches Durcheinander um die Verteilung von einige luxuriösen, großen australischen Zelten. Wir sollten 17 Stück bekommen. Mittlerweile hat der australische Club sein Geld zurück erhalten. Und jetzt schicken sie uns das Geld anstelle der Zelte. Das können wir viel besser gebrauchen, denn wir sind fast fertig mit der Ausarbeitung der Pläne für die neuen Schulgebäude. 
Heute ist der Chef Baumeister Pasang Tamang in Kathmandu, um Materialien für die Reparatur der Mauer der Schule von Chhirringkharka zu kaufen. Mit Namgyal wird er die Arbeiten für den Wiederaufbau planen. 
Heute habe ich ebenfalls den Newsletter an alle Spender verschickt. Die deutsche Übersetzung lässt leider noch auf sich warten... aber Sie kann den English version reden.

21-06-2015 09:00:
Das Wetter ist eigenartig:. in Indien herrscht schreckliche Hitze und sie zieht hinauf in die Täler der Himalaya. Und obwohl der Monsun beginnt, hat es bisher nur wenig geregnet.
Die dünne Erdschicht auf dem felsigen Boden trocknet durch die Hitze schnell aus, man befürchtet eine Dürre, die der Ernte schadet. Außerdem gibt es Veränderungen in den wasser-führenden Schichten und den Grundwasserreservoiren, ausgelöst durch das Erdbeben. Neue Risse und Spalten laufen voll Wasser, das sich neue Wege sucht. Die kleinen unterirdischen Wasserläufe sind  ausgetrocknet oder fast ausgetrocknet.  Das Problem ist besonders In Chirringharka groß, denn dort musste die Leute weit gehen, um Wasser zu holen. Jetzt beginnt der Monsun und es regnet jeden Tag, dadurch ist alles ein bisschen erfrischt. Vor einigen Tagen gab es sogar ein starkes Gewitter. Das hat auf dem beschädigten Untergrund die ersten Erdrutsche ausgelöst. Wir haben keine Nachrichten über größere Schäden erhalten, außer aus
Chirringharka. Das hat aber nichts mit den Erdrutschen zu tun. Während des Aushubs für die neue Schule sollte in der inneren Ecke eine hohe Erdwand stehen bleiben. Man hat eine solide Wand ganz davor gesetzt, um die Erdwand abzustützen. Aber trotzdem stürzten vor einigen Tagen dicke Felsbrocken und viel Erdreich über die Wand hinunter und gegen die Wand des neuen Büroraums. Die Ecke wurde beschädigt, und zwar sowohl das Gemauerte als auch die Betonverstärkung. Eigentlich ist das nicht schwierig zu reparieren, aber jetzt müssen wir die Wand, die das Erdreich abstürzt, verstärken, sie muss viel solider und höher werden. Es wurde bereits aufgeräumt und die Reparaturen beginnen. Lesen Sie den Bericht über diese Wand!

14-06-2015 13.00:
Neue Nachrichten erreichen und nur noch schleppend, sie sind nicht mehr dramatisch. Denn unsere Leute sind jetzt nicht mehr vor Ort (im Katastrophengebiet) und sie haben momentan auch genug mit der Büroorganisation und –arbeit zu tun. Hier einige kleine Informationen:
In Orale wurde die kleine, alte Wasserkraft-elektrik-anlage repariert, so hat Bakanje jetzt wieder Strom. Die zentrale Verwaltungsbehörde, zu deren Obliegenheiten die neue Elektrizitätsanlage gehört,
hat die Genehmigung vorangetrieben. Jetzt ist alles vollständig, es fehlt nur noch die Genehmigung der Fach-Ingenieure. Danach wird der Antrag an die zuständige Behörde zur Genehmigung gehen. Dieses Projekt geht also voran.
Alle Schulen in Solukhhumbu werden 25.000 Rs für jeden zerstörten Klassenraum erhalten. Der Schule in Bakanje wurden 250.000 Rs ($ 2.500) versprochen, die wir für den Wiederaufbau mitverwenden könne. Das ist nicht viel, aber wenigstens auch eine kleine lokale Hilfe.
Inzwischen beginnen auch andere Organisationen, sich einzumischen. Eine Gruppe cleverer Leute hat die Schule von Bakanje aufgesucht und empfohlen, die neuen Gebäude nach ihren Entwürfen zu bauen. Sie wollen die Blechplatten der alten Gebäude für die Behelfsschule verwenden und weiter unten am Hügel neu bauen. In der Schule wagen sie nicht richtig, etwas dagegen zu sagen, weil die ganze Lage so unsicher ist. Sie haben aber darum gebeten, mit Namgyal zu sprechen. Er konnte den Leuten erklären, dass wir ihre Entwürfe sehen möchten, um daraus ev. Anregungen für unsere Pläne zu bekommen. Und dass sie vor allem die Finger von unseren Blechplatten lassen sollen, weil wir die zur Wiederverwendung brauchen. Und weiter unten am Hügel sollte man nicht bauen, denn es gibt regelmäßige kleine Erdrutsche, die aber zunehmen. Die Gruppe hat keinerlei finanzielle Hilfe angeboten, nur Ratschläge. Es ist ja bewundernswert, dass sie sich kümmern, aber wir kommen alleine klar.  

08-06-2015 12.30:
Nima Chhirring und Pemba aus Bakanje sind mitgenommen worden und haben unser Büro besucht. Sie berichteten, dass man in Sagar-Bakanje und in Sagardanda Geld für Notfall-Hilfe sammelt, ca. 560 $ und dass sie noch weiteres Geld sammeln wollen, ca. $ 400. Sie haben Notgebäude bei beiden Schulen errichtet, damit sind sie fast fertig. Gleichzeitig werden die Baumaterialien sortiert, in wiederzuverwendendes Material und und in solches, was unbrauchbar ist. Damit sind sie ebenfalls fast fertig. In der nächsten Woche wird ein Dorftreffen anberaumt. Dort soll entschieden werden, ob der Schulhof in Sagar-Bakanje vergrößert werden soll oder ob man der Einfachheit halber auf den alten Fundamenten neu baut. Davon abgesehen, sind sie soweit, dass mit dem Wiederaufbau begonnen werden kann. Und ich bin auch soweit. Ich habe immer noch Geld übrig und es kommt auch noch einiges, auf das ich warte. Am 16.6. haben wir Aufsichtsratssitzung, dann können wir entscheiden, was wir tun wollen und wann.
Die Ambulanz in Sagar-Bhakanje ist zur Gesundheitsstation aufgewertet worden, so dass wir angestelltes Personal bekommen werden. Aber leider ist dies, natürlich, jetzt auch verschoben. Das Haus unseres Arztes muss wieder aufgebaut werden. Susma macht tüchtig Druck, denn es wäre schrecklich, wenn sie die Möglichkeit bekämen, einen Arzt anzustellen und kein Haus da wäre. Sie ist eine freiwillige Krankenhelferin, würde aber auch verlängern, wenn wir versprechen, das Haus fertigzustellen. Das werden wir nächsten Dienstag beschließen.
Wir erhalten mittlerweile auch Anfragen aus anderen Gebieten, in denen es Schäden gegeben hat. Wir erklären ihnen, dass wir eine Prioritätenliste haben, die zuerst abgearbeitet werden muss. Aber, wenn wir dann noch Kapazität haben sollten, würden sie berücksichtigt.
Alle Elektrizitätsnutzer haben 5.000 Rs pro Haushalt gesammelt, damit die Stromanlage repariert werden kann. Wir hoffen, dass es in einigen Tagen wieder Strom gibt. Die neue Elektrizitätsstation war nur  2 Wochen vor der Genehmigung, als das Erdbeben kam. Jetzt hoffen wir, dass dieser Prozess fortgesetzt wird, sobald die Genehmigungsbehörden wieder arbeiten.
Im März und April hat es fast ständig geregnet, was sehr ungewöhnlich ist. Aber jetzt war es 2-3 Wochen trockener, das ist vor dem Monsun auch völlig ungewöhnlich. Kartoffeln und Mais sind ausgedörrt, lange bevor sie reifen konnten. Andererseits kämpfen die Leute immer noch, um die notdürftigen Unterkünfte in den Griff zu bekommen und das, was sie ernten können, irgendwie zu lagern.
Aber wir stellen fest, dass die Panik langsam nachlässt, da die Beben ebenfalls nachlassen. Die Menschen betrachten ihre Häuser etwas realistischer oder mit einer Mischung aus Realismus und hoffnungsvollen Träumen. Man nimmt inzwischen an, dass ca. 50% der Häuser mit kleineren Reparaturen wieder zu bewohnen sind. Aber das birgt auch ein gewisses Risiko, denn Experten befürchten, dass nur 10 – 20 % der Energie (der Erdbeben) bereits freigesetzt wurde.

04-06-2015 14.00:
Namgyal hat heute mit dem Lehrer Lhakpa. Telefoniert. Denn die Sorge, dass die Leute unsere Baumaterialien benutzen würden, beunruhigte uns sehr. Deshalb rief Namgyal in Sagar-Bakanje an, um sie zu warnen. Lhakpa berichtete uns aber, dass die Leute im Dorf Geld gesammelt haben, um damit Arbeiter zu bezahlen, die alles ordentlich stapeln und einlagern. Als erstes wird das unbeschädigte Holz, geschichtet, damit es nicht verrutscht und dann das beschädigte Holz, das möglicherweise nochmal verwendet werden kann. Alles wird mit den Blechplatten abgedeckt. Die Bausteine werden ebenfalls ordentlich gestapelt, sie haben mit der Arbeit längst angefangen.
Es gibt zwei Gebäude der Schule, die bereits nach früheren Richtlinien für erdbebensichere Bauten errichtet wurden. Teilweise war das erfolgreich, denn das Dach steht noch unbeschädigt auf den Eisenpfeilern (s. Bilder 22.5. -6 & 7, Klassenräume). Allerdings sind die Wände zusammengebrochen. Sie sind bereits bis auf die Fundamente abgerissen. Es stellte sich heraus,  dass die Schule die alten Neuseeländischen Aluminiumfolien in dem alten Hillary-Bürogebäude gelagert hatte. Jetzt versuchen sie damit und mit dem Holz, dass für richtige Bauten nicht mehr gut genug ist, zwei Gebäude zu errichten, die als Notfall-Schule dienen sollen. Der Unterricht soll in 2-3 Wochen wieder beginnen.
Wir waren nicht einfach nur erleichtert, nein, wir waren richtig stolz. Man hat tatsächlich verstanden, was Namgyal gesagt hat. Und das ganze Dorf steht zusammen, um es richtig zu machen.
Wir erwarten, dass Namgyal in 2 Wochen wieder nach Bakanje reisen wird. Denn in Chirringkharka ist eine Schule im Bau, die drei erdbebensichere Gebäude hat und jetzt mit einem Dach gedeckt werden soll. Namgyal muss sich das zuerst ansehen und freigeben, bevor sie weitermachen können. Bei derselben Gelegenheit kann er dann auch eine Bestandsliste aller Materialien machen.
Pasang Tamang ist der verantwortliche Baumeister für die Schule von Chhirringkhara. Wir kennen ihn seit vielen Jahren. Er hat sich alles selbst beigebracht und seine ersten Gebäude waren nicht gut. Aber dann hat er unter einem sehr erfahrenen Meister gearbeitet. Als das Bürogebäude und die Wände der Schule von Chhimbu, die Dille Thame gebaut hatte, nach dem Monsun 2009 zusammengebrochen waren, haben wir Pasang engagiert, damit er sie neu baut. Er hat es so gut und so günstig gemacht, dass ich ihm dafür zusätzlich zum vereinbarten Betrag einen extra Bonus gegeben habe. Und diese Gebäude haben die Beben mit sehr kleinen Schäden überstanden. Er hat ebenfalls das Bürogebäude der Schule von Bhakanje gebaut. Und auch das ist fast ganz heil geblieben, während alles andere zusammengebrochen ist. Und das neue Gebäude in Chhirrinkharka hat das Erdbeben ohne Schäden überstanden. Wenn er Möbel baut, sind die riesig und klobig und halten nicht lange.
Er ist immer noch ein lausiger Zimmermann/Schreiner. Aber als Maurer ist er überragend!
Deswegen haben wir beschlossen, dass Namgyal in 2 Wochen einen Vertrag mit ihm macht, dass er den Wiederaufbau der Schule von Sagar-Bakanje plant, während er  die Schule von Chhirringharka beendet. Die Schule von Sagardanda muss warten, bis er mit der in Sagar-Bhakanje fertig ist. Pasang versteht nicht ein einziges Wort Englisch, aber er versteht, Zeichnungen, Entwürfe, Fingersprache und er kann sehr vieles mit einem riesigen Lachen ausdrücken.

02-06-2015  13.30:
Ein langes Gespräch über Skype. Janaki erzählte mir, dass diese Reise die größte Erfahrung ihres Lebens gewesen sei. Sie war eine der Schauspielerinnen in dem o.e. Film über Erdbeben, aber jetzt hat sie dies alles in Realität in Solu tatsächlich erlebt: unsere schnelle Hilfe im Notfall, die vielen zerstörten Häuser; und sie hat auch fast alle unserer Kinder getroffen, denen sie die Stipendiengelder ausgehändigt hat. Jetzt will sie ein Buch schreiben, über das, was sie unterwegs erlebt hat und über die Gespräche mit den Kindern - direkt nach dem Erdbeben. Es könnte ein außergewöhnliches Buch werden! Ich habe ihr angeboten, Solu zu verlassen, falls sie sich dort unwohl fühlt. Aber darüber denkt sie nicht nach. Sie hat die Verantwortung übernommen und dann war es für sie auch eine riesig große Erfahrung.
Namgyal erklärte mir, dass wohl ein Drittel der Bevölkerung von Bakanje finanziell  in der l
Lage sein wird, sich in den nächsten Jahren neue Häuser zu bauen. Ein weiteres Drittel wird wohl die alten Häuser irgendwie wieder instand setzen müssen und dorthin zurückkehren. Und das letzte Drittel hat wohl gar keine Chance, sich in den nächsten Jahren überhaupt irgendetwas zu bauen. Auf jeden Fall werden die Häuser sicher kleiner ausfallen. Und möglicherweise werden auch neue, andere Materialien beim Bau verwendet. Z.B. Fertighäuser. Auf jeden Fall wird viel vom rustikalen Charme verloren gehen.
Beide sprachen über die gute Stimmung der Menschen. Sie erklärten mir, dass sei so , weil alle in der gleichen Lage sind. Wenn nur wenige ihre Häuser verloren hätten, würden sie sicherlich überlegen, sich das Leben zu nehmen. Einige Leute, Gott sei Dank nur wenige, sind sehr gierig geworden. Sie erschwindeln sich zusätzliche Planen, dann bekommen andere deshalb nichts. Unsere Leute haben das, soweit möglich, wieder in Ordnung gebracht. Manche haben auch zusätzliche Notfallausrüstungen von anderen Organisationen erhalten, weil sie einen falschen Namen angegeben haben. Das hatte zur Folge, dass die Person mit diesem Namen dann nichts bekam. - Die Einwohner der Dörfer wurden angewiesen, alle Schulgebäude abzureißen und die Materialien für die Wiederverwendung zu lagern. Allerdings befürchten wir jetzt, dass sich einige daran vergreifen könnten und das, was sie gebrauchen können, wegnehmen.
Kartoffeln und Mais stehen kurz vor der ersten Ernte, aber nur kaum jemand bringt die Initiative auf, damit anzufangen. Teilweise ist das sicherlich so, weil sie überhaupt nicht wissen, wo sie das Geerntete lagern sollen. Die Menschen sitzen in ihren Hütten unter unseren Planen oder in den Treibhäusern und sind vorwiegend Müßig. Vielleicht ist das ja eine Art von  Depression. Aber bestimmt ist ein weiterer Grund, dass es dort während des Tages sehr heiß ist. Leichte Kleidung gilt als unschicklich, deshalb sind die Menschen tagsüber viel zu dick angezogen und schwitzen so stark, dass sie selbst und ihre Kleider riechen.
Im Parlament diskutieren die Politiker derweilen über Entschädigungen; Gerüchten zufolge, sollen die Betroffenen zwischen 15-25.000 Rupien erhalten. Möglicherweise gibt es sogar Darlehen ohne Sicherheiten bis zu einer Höhe von 1 ½ Millionen. Einige glauben diesen Gerüchten und fangen schon an, darauf zu spekulieren. Es wird auch erzählt, dass die Regierung alle zerstörten Schulen wieder aufbaut. Aber das alles kann unmöglich stimmen, denn wo soll das ganze Geld herkommen? Und wann? Es wird sowieso niemals genug sein, denn ein einigermaßen vernünftiges Haus oder ein Schulgebäude kosten schon 1 ½ Millionen Rupien (16.000$). Deshalb sind wir heute übereingekommen, dass Namgyal in 2-3 Wochen wieder ins Solu aufbrechen wird, um zu sehen, ob die Leute dort Fortschritte machen. Außerdem muß er dann klären, wo und wann wir mit dem Wiederaufbau beginnen können.
Namgyal war bei unserm Plastiklieferanten, der uns einen Kredit von 2 Millionen Rupein gegeben hat. Jetzt sind 3 Wochen vergangen und es gab keinen Kontakt. Er war doch erleichtert, Namgyal wieder zu sehen. Zwar behauptet er, dass er gar nicht unruhig gewesen sein, aber das glaubt Namgyal nicht so ganz. Jedenfalls habe ich ihm mein allerherzlichstes Namaste ausrichten lassen.

01-06-2015 14.30:
Letzte Nacht sind die Drei spät nach Kathmandu zurückgekommen. Heute kümmern sie sich um ihre Familien und waschen ihre Sachen. Aber natürlich musste  Namgyal mal kurz ins Büro, mit seinem 4-jährigen Sohn. So konnten wir schon, nur oberflächlich und kurz, ein wenig sprechen, während die Kids Unsinn machten.  Aber wenn der Vater 3 Wochen weg war, kann er eigentlich auch nicht schimpfen. Also nur ein kurzes update als Fortsetzung des Berichts von vor 4 Tagen.
Auf dem Weg hinunter nach Septeng haben sie sehr viel Zerstörung gesehen. . Alle Häuser sind kaputt, eins von 10 kann möglicherweise wieder instand gesetzt werden. Alle anderen müssen abgerissen und wieder neu aufgebaut werden.  Und dort unten sind es die Häuser der Allerärmsten, die es am schwersten getroffen hat.
In Kenja gibt es ebenfalls schreckliche Zerstörungen. Die meisten Häuser stehen zwar noch, aber sie sind so beschädigt, dass sie  zusammen zu fallen drohen. Die meisten Häuser sind 2 – 4 stöckig. Glücklicherweise kann wohl das Hotel, in dem wir meist wohnen,  wieder instand gesetzt werden. Das Gleiche gilt für das Haus des Schuldirektors Bhimsen und das Dhambar Hotel.  
Aber im Grunde muss alles andere abgerissen werden. Die Aufgabe ist ziemlich hoffnungslos, denn die Häuser wind hoch und eng aneinander gebaut. Die Schule von Kenja ist abrissreif, wohl keines der 4 Gebäude kann erhalten werden.
Die Schule von Chaulakharka hat es nicht so schlimm erwischt, wie befürchtet. Aber der Rest des Ortes ist einer er am schlimmsten beschädigten. Nur noch 5 Gebäude können ohne Gefahr genutzt werden. Die beiden neueren Gebäude sind leicht zu reparieren. Das Bürogebäude ist halb zerstört.
Ausführlichere Bericht folgen in den nächsten Tage.  

28-05-2015  08.30:
Endlich gab es eine Mobilfunkverbindung, so dass ich einen Bericht über die letzten Tage bekommen konnte. Namgyal hat die Schule von Sagardanda nochmal besucht und hat entschieden. Ein Gebäude und die Toilette werden bis zu den Grundmauern abgerissen, und die beiden anderen bis zum Niveau des unteren Fensterrahmes. Dann werden die Wände mit Plastikfolie gegen den Regen geschützt. Alle Baumaterialen vom Abriss werden sorgfältig gelagert, so dass Namgyal in ca. einem Monat nochmal eine Runde und eine neue Einschätzung der Lage machen kann. Jetzt nimmt er an, dass ca. 75-85% von den Steinen, vom Holz und vom Schiefer wieder verwendet werden kann.
Alle Häuser in Sagar-Bakanje hat er sich angesehen und schätzt, dass ca. 10-15% der Häuser so wenig beschädigt sind, dass sie sofort wieder bewohnbar sind. Alle andern sind allerdings nicht mehr zu bewohnen. 40 Soldaten haben bereits damit begonnen, das Wissenschaftsgebäude der Schule abzureißen; dann machen sie weiter mit den anderen Gebäuden, die kurz vor dem Zusammenfallen stehen, bis auf die Grundmauern. Im Ort hat Namgyal die Bewohner angewiesen, alles bis auf untere Fensterrahmenkante abzureißen. Hier sind die Schäden größer, er schätzt, dass 65-70 % der Materialien wieder verwendet werden können. Unsere kleine Gesundheitsstation muss auch bis aufs Fundament abgerissen werden.
Als er nach Sete zurückkam, fand er die Zeit, den ganzen Ort zu inspizieren. Es ist schlimmer, als er zuerst dachte. Nur zwei der Hotels sind tatsächlich unbeschädigt. Es sind das von Susma und Ang Dawa und das von Pasang. Chhirring wird den Hotelbetrieb aufgeben. Er und Pelu sind schon älter und ihr kleines Hotel ist in der letzten Zeit heruntergekommen, so dass sie es jetzt abreißen wollen. Dann werden sie ein kleines Haus als Alterssitz bauen. Das schöne neue Hotel ganz unten ist fast ganz zerstört. Es lief so gut, mit neuem Elan. Das alte Gompa (Kloster) ist z.T. zerstört, einige der kostbaren alten Statuen werden an einem geheimen Ort geschützt und aufbewahrt. Leider sind die genauso wertvollen, bemalten Wände nur noch kleine bunte Stückchen Stein. Die beiden alten Bauerhöfe unten sind nur noch ein Haufen Schutt.
Die Schule in Chhimbu wurde beauftragt, sofort mit den Reparaturarbeiten loszulegen. Nur das Bürogebäude hat auf beiden Seiten einen Riss in der Wand; dies in der Breite der Spalte, die über den Schulhof geht. Aber es sieht so aus, als wäre der bald wieder zu. Das beschädigte Mauerstück muss abgerissen werden und dann neu aufgebaut. Aber das ist nur eine Kleinigkeit und wir können das Geld vom Schulkonto nehmen. Im Ort ist der Anteil an Sherpa und Thami fast gleich. Die Häuser der ärmeren Thami haben eine Holzkonstruktion, fast so wie Bauholzkonstruktionen. Deshalb stehen sie noch und sind brauchbar. Je ärmer desto besser. Aber die größeren, robusteren 2-stöckigen Häuser der Sherpa mit ihren dicken Steinwänden, sind gut durchgerüttelt worden. Beide Lodges im Dorf sind total erledigt.
Janaki, unser Stadtkind, schlägt sich tapfer. Sie geht mit Leib und Seele in ihrer Aufgabe auf, verteilt Stipendiengelder und hört sich die Erzählungen der Kinder an. Sie bedient damit sowohl die langfristigen als auch die kurzfristigen Perspektiven. Gerade jetzt fällt es den  Kindern schwer, überhaupt eine Vorstellung zu haben. Denn generell ist es sowieso für sie schon schwer genug, überhaupt eine Vorstellung von ihrer Zukunft zu entwickeln. Aber es tut ihnen gut, dass sie gefragt werden und jemand ihnen das Gefühlt gibt, dass sich weit weg Menschen für sie interessieren. Wir hoffen, etwas dazutun zu können, um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen, wenn all dieses überstanden ist.
Namgyal ist offensichtlich so richtig in seinem Element. Er untersucht und fotografiert fast alle Häuser und Gebäude, Er ist fachkundig und zeigt das auch. Dafür erhält er viel Anerkennung für seine klugen Entscheidungen und sein Versprechen, schnell für Hilfe zu sorgen.
Jetzt wandern sie noch hinunter in das völlig zerstörte Septeng, durch das verlassene Kenja hindurch. Dann geht es hinauf nach Dunda, wo die ehemaligen Bewohner von Kenja Nnotfall- Camps errichtet haben, und nach Chaulakharka, wo sie über Nacht bleiben werden. Morgen werden sie dort die Schule inspizieren.

26-05-2015 07.00:
Heute morgen habe ich lange mit Namgyal telefonieren können. Denn endlich tut es der Sendemast für die Telefonverbindungen wieder. Aber die armen Menschen mussten noch mehr ertragen. Jetzt war es ein 2-tägiger Sturm, Tag und Nacht. Und, weil sie in den behelfsmäßigen Zeltkonstruktionen leben, haben sie es schlimmer empfunden als je zuvor. Viele, deren Zelte im Wind stehen, mussten die ganze Nacht aufrecht sitzen bleiben, um die Zeltplanen festzuhalten.
Inzwischen haben auch andere Hilfsorganisationen angefangen, Planen zu schicken. Viele davon gingen kaputt, unsere haben aber gehalten!
Jetzt also Namgyals Bericht von der Wanderung von Sete nach Sagar-Bakanje, Sagardanda, Themjeng, hinunter nach Orale und Marbu und hinauf nach Chhirringkharka und Patale. In Sete sind wenig Schäden. Alle vier Hotels sind weitestgehend unbeschädigt. Die meisten Häuser in Sagar-Bakanje stehen noch. Aber, wenn man genauer hinsieht, hat ca. die Hälfte schwere Schäden, so dass man sie nicht mehr bewohnen kann. Nach Namgyals Meinung kann man die andere Hälfte bestimmt reparieren, aber die Bewohner trauen dem nicht. Sie sagen, dass innen Risse sind, die man von außen nicht sehen kann. So wie es im Moment aussieht, wollen alle ihre alten 2-geschossigen Häuser abreißen und neu bauen, aber dann nur ein Stockwerk. Und keiner will vor in 1-2 Jahren damit beginnen, aus Angst vor neuen Beben. Aber abwarten, bis alle etwas Abstand haben.
Die Schule ist allerdings fast komplett erledigt. Nur mein neues Gebäude mit Büro und zwei Klassenräumen steht, es ist etwas reparaturbedürftig. Die beiden alten, angeblich erdbebensicheren, Gebäude haben keine Wände mehr. Aber das Dach auf der Metallunterkonstruktion ist noch da. Möglicherweise kann das als notdürftiges Schulgebäude dienen, bis wir neu bauen können. Der schöne lange Bau mit den vier Klassenräumen muss bis auf das Fundament abgerissen und dann neugebaut werden. Auch das schöne 2-geschossige Wissenschaftsgebäude muss bis auf die Fundamente abgerissen werden. Glücklicherweise konnte man alle Instrumente und die Bücher aus der Bücherei retten. Das Gebäude kann warten, bis wir die Klassenräume wieder aufgebaut haben. Zusätzlich bekommt die Schule jetzt die Möglichkeit, das Schulgelände auszudehnen, so wie man es schon lange gerne wollte. Aber es wird eine riesige Aufgabe; warten wir mal ab, was sie möchten.
Morgen gibt es ein Treffen in der Schule.
Die Ambulanz kann mit geringeren Mitteln wieder instand gesetzt werden. Ebenso gilt das für das Haus unseres Arztes, auch wenn es stark verzogen ist. Die Ambulanz wurde erst kürzlich als Gesundheitsstation anerkannt, d.h., dass der medizinische Assistent, die Schwester und der Verwalter jetzt angestellt werden. Aber, auch hier heißt es abzuwarten, wie lange das in der derzeitigen Situation möglicherweise aufgeschoben wird. Und dann kommt irgendwann der Wiederaufbau…
In Sagardanda sind 9 von 10 Häusern völlig zerstört, der Rest hat kleinere Schäden. Der Personalraum und die Vorschule des Schulgebäudes müssen neu gebaut werden. Die beiden anderen Gebäude wird Namgyal sich nochmal mit einem Handwerker aus Chhirringkharka vornehmen. Er glaubt, dass man sie reparieren kann. Ich habe ihm gesagt, dass er sich da ganz sicher sein sollte. Denn, wir wollen keinesfalls riskieren, dass ein Gebäude über den Kindern zusammenbricht. Unser tolles Toilettenhäuschen ist völlig zerstört.
Jedes 8. Haus in Temjeng ist in Ordnung, alle anderen müssen abgerissen werden. Zusätzlich haben sie dort auch noch neue Bewohner bekommen, denn viele Menschen von unten, aus Orale, und von weiter oben von den Hügeln, aus Marbu, sind aus Angst vor Erdrutschen hinüber auf den nördlichen Hügel gezogen. Hinzu kommt noch, dass ihre Häuser sowieso alle kaputt sind. Die Hydrostromanlage in Orale ist ebenfalls erledigt. Und niemand hat z.Zt. Rücklagen, um die fast fertigen Pläne für die neue Anlage weiter zu verfolgen. Dagegen ist die Schule in Orale völlig intakt. Nicht ein einziger Riss. Aber die eine Verankerung für die lange Hängebrücke hat reichlich Risse. Trotzdem gehen sie hinüber, aber immer nur einer auf einmal.
Sechs von sieben der Häuser oben in Chhirringkharka und Lole sind nutzlos. Aber, wie ich höre, wird noch nicht einmal das siebte bewohnt. In Patale sind alle Häuser beschädigt und viele sind nur noch Ruinen. Alle sind aus Angst vor Erdrutschen weiter den Hügel hinauf gezogen, dort ist es etwas flacher. - Die breiten, tiefen Spalten füllen sich allmählich auf. Da es jeden Tag regnet, füllen sich die Risse mit Schlamm und der durchweichte Boden drückt die anderen Spalten zusammen. Wir können jetzt nur abwarten, wie fest der Boden auf dem felsigen Untergrund hält.
Die Schule in Chhirringkharka, an der wir jetzt weiterbauen, hat nicht die kleinsten Schäden. Der Baufachmann Pasang denkt für dieses Gebäude bereits über weitere Maßnahmen gegen Erdbeben nach. Die Ambulanz hat nur kleine Schäden, die leicht repariert werden können. Allerdings ist der Teil mit Küche und Toilette zerstört, demgegenüber steht das Bad noch. Die Begrenzungsmauer unter dem Hof sieht aus, als wäre sie schwanger, aber das kann man zum Teil neu machen.
Unsere Drei gehen jetzt nochmal nach Sagar-Bakanje und wahrscheinlich nach Sete, um dort zu übernachten, bevor es dann hinunter nach Chhimgu und Septeng bis Kenja geht. Wahrscheinlich wird es wieder keine Kommunikationsmöglichkeiten geben, bis sie dann endlich in Kathmandu zurück sind.
Jetzt endlich kommen viele Hilfslieferungen an, so dass wir es nicht für nötig halten, da noch viel zu tun. Andere schicken jetzt Planen für die Not-Schulen, so dass wir darüber nicht mehr viel nachdenken sollten. Wir können uns jetzt, hoffentlich, um den Wiederaufbau unserer Schulen kümmern. Auf unserem Konto kommt weiter Geld an, so dass ich hoffnungsvoll bin, was die Reparatur unserer Schulen und der Ambulanzen angeht. Das wird in der Trockenzeit vom Spätsommer bis zum nächsten Frühjahr und dem nächsten Monsun geschehen. Und wenn es tatsächlich stimmen sollte, dass die Leute ihre Häuser nicht vor in 1-2 Jahren wieder aufbauen wollen, können wir die verfügbaren Handwerker nutzen, bevor sie wieder richtig viel zu tun bekommen.

22-05-2015 08.30:
Namgyal, Janaki und Tikaram haben in Sete übernachtet. Dort sind die Schäden wesentlich  geringer als es vorher hieß. Das Hotel von Suma und Ang Dawa ist fast unbeschädigt, vielleicht weil dort eine dicke Schicht Erde über dem felsigen Untergrund ist. Sie haben in ihrem Zimmer direkt am Balkon geschlafen, so dass sie, falls es wieder bebt, direkt hinaus und herunterspringen konnten. Aber jetzt sind die letzten Nachbeben schon einige Tage her.
Allerdings war der Weg vom Lamjura Pass hinunter fürchterlich. Alle die kleinen Dörfer hier sind direkt auf die Felsen gebaut. Fast alle Häuser sind völlig unkenntlich und in Dakchhu ist alles zerstört. Die Trümmer der Häuser liegen auf dem Weg, den wir „Highway No.1“ nennen. Das ist der alter Touristenpfad zum Everest.  Die Leute konnten noch nicht einmal ihre Habseligkeiten oder Lebensmittel aus den Trümmern retten. Möglicherweise werden diese Ansiedlungen nie wieder aufgebaut, denn dort oben auf dem Berg, an der Grenze zum Sagarmatha National Park, waren sie sowieso alle illegal. Es wurde schon ein Dekret erlassen, dass dort nicht neu gebaut werden darf. Es soll keinen Bestandsschutz für Häuser geben,  sondern alles muss abgerissen werden. Wir werden sehen, ob das auch in der jetzigen katastrophalen nationalen Lage gilt.
In Sete funktioniert die unzuverlässige Telefonverbindung von ganz Bhakanje noch am besten. Deshalb und weil es der“ bequemste“ Platz zum Schlafen ist,  werden die Drei ihre Nächte dort verbringen und von hier aus losgehen. Heute sind sie nach Sagar-Bakanje unterwegs. Namgyal wird Schäden inspizieren und Fotos von den Häusern machen und die Schäden beschreiben. Janaki wird Stipendiengelder verteilen, die Kinder fotografieren und sie bitten, ihre Lage jetzt zu beschreiben.
Die Schulen werden angewiesen, die Gebäude abzureißen, die Namgyal für hoffnungslos befindet, und die Baumaterialen für die Wiederverwendung einzulagern. Er wird sie außerdem beauftragen, schnellstens hölzerne Unterkonstruktionen zu bauen, die man dann mit Planen abdecken kann. Namgyal wird sofort, wenn er zurück in Kathmandu ist, Planen schicken. Und wir werden ihnen versprechen, dass wir sofort nach Ende des Monsuns, Ende August, mit dem Wiederaufbau beginnen.
Die Stimmung unter den Menschen in Bhakanje ist überhaupt nicht schlecht. Obwohl sie ihre Häuser nicht bewohnen können, lachen und scherzen sie wie immer, denn alle sind gleichermaßen betroffen. Die Dankbarkeit gegenüber Himalayan Project ist riesengroß. Sie sagen, dass wir größer sind als Guru Rinpoche und der kommt direkt unter Buddha. Allerdings wird es in diesem Jahr keine Tomaten in den Gewächshäusern geben. Denn die werden entweder bewohnt oder als Lager genutzt. Oder sie haben die Planen als Dach über die notdürftigen Holzkonstruktionen umfunktioniert. Hier drinnen findet das Familienleben statt, wenn es regnet und sie draußen nichts tun können. Alle verleihen ihrer Dankbarkeit auf das Herzlichste und Wärmste Ausdruck, weil wir hier oben in den Bergen so schnell geholfen und weitere Hilfe zugesagt haben.

19-05-2015 08.00:
Jetzt legen wir erstmal eine Pause mit der Lieferung von Planen ein. Wir waren wirklich die ersten, und wir haben gute Qualität und ordentliche Stückzahlen geschickt. Die Drei am schwersten betroffenen Gebiete, Bhakanje, Chauklakharka und Goli, in denen 80 – 100% der Häuser in Ruinen liegen, haben wir fast vollständig versorgt. Der leitende Bezirksbeamte kümmert sich um den Rest, sagte er.
Heute Morgen ist Namgyal von Offiziellen und Bewohnern aus allen 3 Regionen angerufen worden; es waren viele, die angerufen haben und das auch im Auftrag von vielen weiteren. Sie haben sich überschwänglich herzlich bedankt. Namgyals Stimme war ganz rau, als er mir das erzählte. Dann versagte ihm die Stimme fast völlig, als er mir sagte, dass sich diese Dankbarkeit auch ausdrücklich auf Dänemark, Schweden und Deutschland bezieht und unsere außerordentlich großen Anstrengungen in dieser schwierigen Lage. Die Menschen aus Bhakanje, die uns am besten kennen, denken an uns mit großer Sympathie.
Mir wird selbst fast schwindelig, wenn ich dieses große „Danke“ an Euch alle weitergebe, an alle, die so schnell einfach mitgeholfen haben. TAUSEND DANK von über 1.100 Familien in Solokhumbu, die jetzt beruhigt auf trockeneres Wetter warten können. Sie wissen, dass auf der anderen Seite der Erde gute Menschen an sie denken.
Die dringendsten Bedürfnisse sind jetzt befriedigt. Inzwischen kommen auch andere Helfer mit Hilfslieferungen. Einige Menschen haben bereits erwähnt, dass sie weiter Planen gebrauchen könnten, um ihre Möbel und Vorräte abzudecken. Der leitende Bezirksbeamte hätte am liebsten einen Vorrat, den er bei Bedarf verteilen könnte. Viele Menschen sind völlig verunsichert, aus Angst vor weiteren Beben wagen sie es einfach nicht, in ihren Häusern zu bleiben, obwohl sie nicht groß beschädigt sind. Einige private Organisationen haben versprochen, Planen zu besorgen, aber bis jetzt ist nichts geschehen, und einige sind auch nicht zuverlässig.
Natürlich wäre das ein guter Grund, weitere Planen zu besorgen und zu liefern. Aber ich halte es für sinnvoll, eine Pause zu machen und die Lage einzuschätzen. Das Schlimmste ist, dass die liebenswerten Rai in Basa, die wir im letzten Jahr besucht haben, bis jetzt noch fast überhaupt keine Hilfe bekommen haben. Und dies, obwohl es sie schwer getroffen hat, ca 2/3 ihrer Häuser sind total zerstört. Aber wir wollen jetzt erstmal abwarten, so ca. 1 Woche und sehen, wie die Lage dann ist. Es ist durchaus möglich,  dass wir dann nochmal tätig werden und Planen besorgen.
Unser kleines Team macht jetzt erstmal weiter. Heute Mittag sind sie nach Mopung gegangen und morgen wollen sie über den Lamjura Pass nach Bhakanje. Wahrscheinlich wird es kaum Telefonkontakte geben und somit auch wenig Neuigkeiten. Andererseits wird durch Namgyals persönlichen Bericht die Lage sicherlich übersichtlicher und klarer.
Wir sind von Leuten von Bhakanje auch schon gefragt worden, ob wir eventuell für „Notfall-Schulen“ Planen besorgen könnten. Namgyal soll vor Ort entscheiden, und klären, wie man diese provisorisch „bauen“ kann, dann liefern wir schnellstens Planen und Schulmaterial.
Janaki freut sich schon darauf, endlich die Stipendiengelder zu verteilen. Für die meisten ist das Geld für zwei Perioden oder für ein halbes Jahr, wir können ganz sicher sein, dass dieses Geld hier dringendst benötigt wird.
Tikaram hat mir versprochen, sich zu benehmen. Er ist leider etwas spielsüchtig.und hat in Phaplu leichte Beute gemacht. Allerdings habe ich ihm gesagt, sollte er auch nur ein einziges Mal in Bhakanje spielen, dann fliegt er raus. Denn Menschen, die alles verloren haben, sind leicht zu verführen mit der Hoffnung, zu gewinnen. Aber Himalayan Project macht da nicht mit. Tikaram ist ein toller Typ, aber leider etwas schwierig zu kontrollieren.
Die Leute in Chhimbu wurden angewiesen, sie sollten versuchen, den tiefen Spalt mit Erde anzufüllen, bevor das Wasser vollständig zwischen die Felsen eindringt. Ich weiß, dass sie das unmöglich schaffen können, denn an Vorsprüngen und Hindernissen wird Erde hängen bleiben und blockieren, so dass vieles nicht bis unten in die Tiefe durchfallen kann. Aber vielleicht hilft diese Maßnahme dennoch, damit das Wasser nicht sofort bis unten durchdringt. Vielleicht gelingt es, dass in der Tiefe des Spalts Schlamm den Boden auffüllt. Dann wären an der Schule von Chhimbu nur einige kleinere Reparaturen notwendig und sie könnte wieder in Betrieb gehen. In Chhirringkharka wird mit Hochdruck an der Fertigstellung der neuen Schule gearbeitet, damit das Dach gedeckt ist, bevor der Monsunregen richtig heftig wird. Dann könnten die Bauerbeiter weitermachen mit den hunderten von Häusern in der Region, die abgerissen und neu aufgebaut werden müssen.       

18-05-2015 09.30:
Heute morgen hat Namgyal unsere letzten 300 Planen in Goli und Chaulakharka verteilt. Die nepalesische Armee hat einen Helikopter zur Verfügung gestellt, denn über Land dorthin zu kommen, wäre zu schwierig. Aber Zeit für große Wiedersehensfeiern war an beiden Orten nicht. Namgyal hatte bereits vorher die lokale Polizei oder die örtlichen Behörden verständigt, damit sie die Verantwortung für die Verteilung der Ausrüstung übernehmen konnten. Sie hatten auch die Listen der Familien gemacht, die etwas bekommen sollten.
Janaki hat inzwischen zusammen mit den Behörden eine Liste erstellt, aus der hervorgeht, wo in Solokhumbu dringend Notfallhilfe erforderlich ist und wo nicht. Unglücklicherweise haben nicht alle Organisationen mit den Behörden zusammen gearbeitet, so wie wir. Die indische Armee hat im Auftrag ihrer Regierung vieles in die nördlichen Gebiete geschickt, vor allem natürlich wegen der politischen Lage direkt an der chinesischen Grenze (Tibet).   Einige kleine Vereine haben Hilfsgüter in die Gebiete geschickt, in denen sie tätig sind. Aber leider gibt es noch viele Menschen, vor allem in den sehr abgelegenen Gegenden, die noch gar keine Hilfe erhalten haben. Die Bezirksregierung hat auch noch einiges von den dünneren Platikfolien,  weil sie die bisher noch nicht verteilen konnten.  Einige Dörfer, die weiter südlich liegen, sollten auch damit zurecht kommen. Leider gibt es aber in den höher gelegenen Dörfern, in denen es wesentlich kälter wird, noch großen Mangel an vernünftigen, stabilen Planen. Vor allem in Basa, wo wir bekannt sind; von dort haben die Menschen sehr liebenswürdig angefragt, ob wir Ihnen helfen könnten.  Namgyal ist zusammen mit dem Krisenmanagement gerade dabei zu klären, was und wieviel bereits verteilt wurde, und wieviel wir in Kathmandu noch auf Kredit bekommen können. Und ich arbeite daran, für weitere 500 – 1000 Planen Geld aufzutreiben.
Die dänische Organisation von Ärzte ohne Grenzen hat mobile Kliniken in Ghorka aufgebaut, und einer von Ihnen, Kristoffer, ist jetzt auf dem Weg in den Osten um zu helfen. Lesen sie seinen Bericht.

16-05-2015  21.00
Endlich rief Namgyal an. Sie waren in Junbesi mit 450 Planen und haben diese dort an die Leute verteilt, die über den Pass aus Bakanje gekommen sind. 250 Planen haben sie wieder mitgenommen für die weitere Verteilung an Leute aus Mopung, Pangkarma, Salabesi, Khamje und möglicherweise auch einiges an die Klöster.
Die Bevölkerung von Junbesi, Thamakhani und Trakshindu hat selbstständig eingekauft, sie sind wohlhabender als die meisten anderen. Die Menschen aus Phera hätte gerne etwas von uns, sie haben zwar bereits Plastikfolien bekommen, aber unsere hat eine viel bessere Qualität. Leider mussten wir ablehnen.
Kurz vor Mitternacht sind unsere Drei in tiefer Dunkelheit endlich wieder in Phaplu angekommen. Janaki ist völlig erschöpft schlafen gegangen, ohne Essen. Tikaram kocht ein wenig und Namgyal rief mich an. Er klang müde! Ich bin so stolz auf meine Mitarbeiter, das habe ich ihm auch gesagt. Da war er glücklich. Sie schlafen in einem kleinen Schuppen im rückwärtigen Garten des Hotels Numbur. Falls es wieder beben sollte, können sie aus dem Fenster hinaus springen.
In Bakanje sieht es schrecklich aus. Es gibt kein bewohnbares Haus mehr in Kenja, Septeng, Chhimbu, Sagar-Bakanje, Sagardanda, Themjeng, Orale, Chhirringkharka, Lole, Patale. Die Schule von Chhimbu: ein tiefer Spalt geht durch den Schulhof und das Büro. Der Rest, wie die hohe Mauer, stehen erstaunlicherweise noch. Mein Bürogebäude in der Schule von Bakanje hat keine Schäden, nur einige Steine sind von den Mauern oben herabgefallen. Der obere Stock des Wissenschaftsgebäudes ist eingestürzt, das Erdgeschoß geht einigermaßen. Das lange Gebäude ist halb zerstört, die andere Hälfte kann man noch benutzen. Die beiden anderen Gebäude sind kaputt.
In Chhirringkharka ist die alte Schule völlig zerstört, aber unsere neue Schule ist ok. Ebenso die Klinik: sie ist einigermaßen unbeschädigt, nur Küche, Badezimmer und Toilette sind zerstört.
In Themjeng sind alle Häuser schwer beschädigt, aber das neue Gemeindehaus, das wir im Winter gebaut haben, ist in Ordnung. Hier leben jetzt einige der Familien.
Mehr Neuigkeiten habe ich leider nicht. Vielleicht morgen.
Morgen sollen 400 Planen an Leute aus Goli und Chaulakharka verteilt werden. Dann haben sie nur noch 150 Stück in Reserve für die, die noch kommen. Der leitende Bezirksbeamte ist höchst beeindruckt und sehr dankbar. Ich hoffe, dass er noch lange auf diesem Posten bleibt. Dann hätten wir einen zuverlässigen Partner für die nächsten Phasen. Morgen werden wir in einer Konferenz besprechen, wieviel Hilfe in Solukhumbo noch nötig ist und ob wir noch eine weitere Lieferung Planen organisieren sollten.

15.05.2015 11.30
Tikaram ist heute Morgen von Kathmandu losgefahren, er sollte morgen Mittag in Salleri eintreffen – mit 1000 Planen!! Namgyal und Janaki erreichen bei den Behörden und den Einheimischen Heldenstatus. Unsere Arbeit in Dänemark und die Selbstlosigkeit und der Einsatz aller Spender und Stifter wird aufs Höchste anerkannt. Namgyal hat Bekannte aus unserem Gebiet im Oberen Solu nach Salleri gerufen, damit die Planen verteilt werden können. Die Hälfte geht an unsere Leute im Oberen Solu, der andere Teil an Menschen, die wir nicht kennen. Das wird der leitende Bezirksbeamte organisieren.
Leider haben wir kaum Neuigkeiten aus Bakanje. Namgyal hat mit Saru in Kenja gesprochen, es ist kein Haus mehr bewohnbar. Eine langer, tiefer Riss in der Erde ist jetzt auf der ganzen Strecke vom steilen Septeng, direkt über Kenja und den ganzen Weg hinauf bis unter Chhimbu. Wenn in Kürze der Monsunregen zunimmt, wird dieser Riss mit Wasser volllaufen und den Boden in Schlamm verwandeln. Bei der nächsten leisen Erschütterung wird Kenja dann unter einer Schlammlawine begraben. Und Nachbeben gibt es immer noch alle paar Stunden. Deshalb flüchten jetzt alle Bewohner von Kenja nach Dunda auf der anderen Seite des Flusses, dort errichten sie ein Flüchtlingscamp.
Er hat auch mit Kami Chhirring in Chhirringkharka gesprochen. Hier ist eine Erdspalte entstanden, die sich 3 km den Hng entlangzieht, sie geht mitten durch den unteren Teil des Dorfes. Diese Spalte ist etwa 10 - 20 cm breit, die Tiefe kann man unmöglich erkennen, aber sie ist tief. Außerdem gibt es noch viele kleinere Spalten in der ganzen Breite und Länge zwischen Lole und Chhirringkharka, auch noch weiter und ganz nach unten bis Patale. Deshalb ziehen jetzt alle Bewohner in die höheren, sicheren  Regionen und errichten Notcamps. Bis jetzt haben sie noch überhaupt keinen Schutz gegen den Regen. Aber morgen! Wir haben entschieden, dass alle Haushalte in Bakanje Planen bekommen, das sind circa 250 Stück. Morgen, wenn die Leute kommen, um sie abzuholen, wissen wir mehr.
Das Kloster und 3 Häuser in Junbesi stehen noch,  völlig unbeschädigt. Alles Übrige ist zerstört 8s. Bilder).
Wenn es wenigstens Häuser wären, die aus Ziegeln gebaut wurden. Dann könnte man die Ziegel über die kleineren Spalten transportieren. Aber die Häuser im Oberen Solu sind aus völlig unregelmäßigen (in Form und Größe) Natursteinen gebaut, diese werden mit Schlamm zusammen gehalten. Selbst der Abriss solcher Gebäude ist gefährlich, weil sie so plötzlich wie ein Steinschlag zusammenbrechen könnten. Vor allem dann, wenn der Regen den Schlamm durchtränkt hat. Es ist auch nicht möglich, auf die Dächer zu klettern um die Schieferplatten zu holen oder gar die Holzverkleidungen aus dem Inneren der Häuser, denn die leiseste Erschütterung kann zum  totalen Zsammenbruch führen. Das bedeutet aber auch, dass es sehr schwierig oder fast unmöglich ist, Materialen für die Neubauten zu recyceln. Junbesi School ist vertig. Das Kloster oberhalb von Junbesi Serlo Gompa mit den kostbaren Wandmalereien ist schwer beschädigt.
Mopung ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Gerüchte übertrieben sind. Ursprünglich hatte man uns gesagt, dass die Mehrzahl der Häuser zerstört sei. Tatsächlich sind 75% in Ordnung, , nur 25 % sind gar nicht mehr zu bewohnen. Aber auch das ist schon schlimm genug. Versicherungen für die Häuser sind völlig unüblich, das geht auch nur über kleinere Firmen in Kathmandu. Hier, in den bäuerlichen Gegenden, geht der Verlust des Hauses auf die eigene Rechnung.  Und natürlich sind die Häuser der Ärmsten auch die, die am meisten betroffen sind.
Das Kloster Tubten Choling oberhalb von Mopung ist schwerstens betroffen, ganz besonders die kleinen Hütten, in denen die 500-600 Nonnen und Mönchen gewohnt haben. Das Internat Phugmoche hat beim ersten Beben Glück gehabt. Aber jetzt  ist es schwer beschädigt, mit vielen Spalten und Rissen in der Erde, oberhalb und unterhalb der Gebäude. Deshalb sind alle Schüler ins Tal umgezogen.
Wenn wir die Verteilung der Planen geregelt haben, gehen unsere Leute über den Lamjura Pass hinunter nach Bakanje. Auch das Stadtkind Janaki! Sie fühlt sich verpflichtet, ihre Aufgaben zu erledingen , die Stipendiengelder zu verteilen und zu erkunden, wie es den Einzelnen geht.
An dieser Stelle war Namgyals prepaid Karte vom Telefon zu Ende. Wir haben vereinbart, morgen Abend, nach der Verteilung der Planen, Neuigkeiten auszutauschen

14.05.2015 14:00:
Namgyal und Janaki sind heute nach Junbesi und Mopung aufgebrochen, um die Lage zu erkunden. In Mopung lebt Namgyals Mutter, sie ist eine der Glücklichen, deren Haus noch steht. Wahrscheinlich werden sie dort übernachten. Deshalb werden wir wohl vor morgen nichts hören.

13.05.2015 17.00:
Gerade haben wir in Kathmandu 1000 Zeltplanen bestellt. Dort sind sie zwar nicht vorrätig, aber sie wurden sofort in Indien bestellt und sind jetzt schon unterwegs. In 2-3 Tagen sollten sie in Kathmandu eintreffen. Namgyal hat dem Händler gesagt, dass das Geld von Dänemark unterwegs ist, es müßte doch innerhalb einer Woche auf unserem Konto ankommen. Er war einverstanden, er vertraut uns. Wenn die Planen ankommen, lädt Tikaram sie sofort auf einen Minilaster und bringt sie nach Salleri. Allerdings wagen wir nicht, den direkten Weg durch Dolakha zu nehmen, wir haben Sorge, dass die Planen dort sofort verschwinden.
Eigentlich finde ich es furchtbar, so zu denken, denn die Menschen dort brauchen Hilfe mindestens genauso dringend wie woanders  Aber wir halten es für richtig, uns zuerst um unsere eigenen Freunde zu kümmern.
Zwischenzeitlich wollen Namgyal und Janaki nach Jungbesi und Mopung gehen, dort die Schäden begutachten und Stipendiegeld verteilen. Das alles muss an einem Tag passieren, denn in der alten Hotelstadt gibt es keine Möglichkeit mehr, zu übernachten. Sie haben übrigens eine gute Verbindung zu Radio Himal FM, darüber können sie die Leute benachrichtigen, damit sie die Planen abholen, wenn sie eingetroffen sind. Wir haben beschlossen, dass die Hälfte in unsere eigene Region im Oberen Solu geht: Bakanje, Beni, Ringmu, Thamakhani. Ein Viertel geht nach Chaulakhaka, und der Rest dann in die südliche Gegend, wo bis jetzt überhaupt kein bisschen Hilfe, auch von keiner privaten Organisation,  angekommen ist. Dann muss ich sehen, ob wir genug Geld für einen weiteren LKW zusammenbekommen.
Während wir versuchen, hunderte von Planen zu verteilen, kamen kleinste Lieferungen von 5-10 Zelten an und 1-2 Boxen mit allem Möglichen. Heute waren über 70 Menschen in Salleri, es wurden 6 Zelte verteilt. Es kam zu Handgemengen und ausgiebigen Streitereien.
Wie gut, dass Namgyal so ein vertrauenswürdiger und kluger Mann ist, deshalb können wir solche Probleme vermeiden.
Leider haben wir immer noch nichts aus Bakanje gehört, alle Telefone sind ausgefallen und keiner von dort kommt nach Salleri. Dennoch bekommen wir langsam eine Vorstellung von der Lage und den Zerstörungen. In Thamakhani sind sie genauso stark wie in Bakanje, 80 – 90 % der Häuser sind unbewohnbar. Man sollte davon ausgehen, dass 20% völlig zerstört sind, 40% schwer beschädigt und weitere 20% haben so starke Risse und Schäden, dass sie nicht mehr sicher sind. Das bedeutet aber auch, dass man in manchen Häusern tagsüber kochen und essen kann, allerdings natürlich so, dass man sie sofort flüchten kann, sollte es wieder beben. Das bedeutet aber auch, dass 80 – 90% der Menschen nicht wagen, sich in ihren Häusern auszuruhen oder gar zu schlafen. Jeden Abend regnet es schon etwas, das sind wohl die Anzeichen, dass der Monsun in diesem Jahr eher beginnen wird.
Deshalb sind jetzt Zeltplanen das Allerdringendste, und nur Zeltplanen!
Namgyal und ich haben diese Idee ursprünglich entwickelt, jetzt beginnen alle, uns zu kopieren. Ein australischer Rotaryclub wollte 3 ShelterBoxes schicken, erst haben sie umgeschwenkt auf 11 Zelte ohne Box, jetzt sind es stattdessen 100 Zeltplanen geworden - und das zum gleichen Preis!
Heute Abend will ich mit Namgyal besprechen ob sie es wagen sollen, nach Bakanje zu gehen, um die Planen zu verteilen. Keine Unterkunft, wenig zu essen, Menschen in großer Not… Aber sie bringen das Stipendiengeld für 2 Perioden und niemals zuvor hatten unsere Kinder unsere Unterstützung nötiger als jetzt. Aber, wie auch immer, es ist eine schwierige Reise. Ich habe Ihnen die Freiheit gegeben, zu entscheiden, wie sie es für richtig halten.

13.05.2015 07.00:
Neuigkeiten kommen nur sehr schleppend bei den Behörden in Salleri an. Namgyal versucht überall, irgendetwas zu erfahren. Aber auch die Verantwortlichen der Behörden sind ziemlich verzweifelt, denn die Kommunikation ist dermaßen schlecht, dass auch sie nur sehr oberflächliche Informationen bekommen. Bis jetzt sind in Solokhumbu keine Toten gemeldet, aber viele Verletzte mit großen Wunden, gebrochenen Armen und gebrochenen Beinen. Die am schwersten betroffenen Gemeinden sind unser Bakanje, aber auch Chaulakharka und Goli, dann noch Beni mit Junbesi und Mopung. Chaurikharka in Lukhla und Sotang hat es  ebenfalls schlimm getroffen. Man schätzt, dass in diesen Orten 80% der Häuser in Ruinen liegen, oder so schwer beschädigt sind, dass sie nicht mehr bewohnbar sind. In der Region von Phaplu und Salleri ist weniger passiert; dort sind nur zwischen 30-40% betroffen, der Rest des Bezirks liegt irgendwo dazwischen.
Also müssen wir davon ausgehen, dass in unserem Bezirk des Oberen Solu bis zu 1000 Familien kein Dach mehr über dem Kopf haben. Wenn wir uns nicht sehr beeilen, diesen Familien zu helfen, werden sie flüchten. Dann können sie nichts aussäen auf den Feldern oder in den  Treibhäusern, dann kommt schnell der Hunger…
Ich habe heute eine große Summe überwiesen. Beim letzten Mal hat das Geld 14 Tage gebraucht, bis es unserem Konto in Kathmandu gutgeschrieben wurde. Jetzt müssen wir wahrscheinlich mit derselben Dauer rechnen. Aber ich hoffe, dass es uns gelingt, von guten Freunden in Kathmandu Geld zu leihen, bis unsere Überweisung ankommt.
Tikaram ist zurück nach Kathmandu geflogen und versucht jetzt, zusammen mit Bishnu, so viele Rollen mit Plastikplane wie möglich zu kaufen (Gerüchten zufolge gibt es allerdings nur noch 4-5 davon). Sie werden diese Rollen dann nach Gumdel bringen, dort holen unsere Freunde aus Bakanje sie ab. Schrecklich ist allerdings, dass es Gumdel auch schwer getroffen hat, so dass sie auch dringendst Planen benötigen. Irgendwie ist das alles ziemlich hoffnungslos.
Nach den Aussagen der Behörden, sind die Rettungskräfte immer noch in den westlichen Bezirken, wo das erste Erdbeben war, tätig. Jetzt sind sie angeblich auch in der Gegend um Dholakha, wo das Epizentrum des neuen Bebens lag, angekommen. Himalayan Project ist die einzige private Hilfsorganisation, die in Solokhumbu versucht zu helfen. Wir haben ein solches Standing, dass wir niemanden mehr fragen müssen, bevor wir Hilfe organisieren. Wir machen es einfach, Bericht erstatten wir dann später.
Aber leider haben wir bis jetzt fast keine konkreten Nachrichten aus unseren Dörfern oder von unseren Schulen. Die Stromstation in Orale ist kaputt, Also gibt es in Bakanje auch keinen Strom. Die Mobiltelefone sind leer, und sie können auch nicht  aufgeladen werden. Namgyal wartet, dass jemand von Bakanje nach Salleri kommt und neue Nachrichten mitbringt.

12-05-2015 14.30:
Namgyal rief ganz kurz an, es ist sehr teuer. Er hat telefonisch mit Ang Dawa gesprochen. In Sagar-Bhakanje ist kein Haus mehr bewohnbar. Die Schule ist sehr schwer beschädigt. Mein erdbebensicheres Schulgebäude steht noch, aber es hat große Risse. Der obere Stock des Wissenschaftsgebäudes ist verschwunden. Alle anderen Gebäude sind nicht mehr zu benutze. In Kenya stehen nur noch 3 Häuser, alle anderen sind weg. Alle Hotels in Sete sind schwer beschädigt. Von Sete aus konnten sie sehen, wie Bhandar auf der anderen Seite des Tals in einer Staubwolke verschwand. In Chhirringkharka und Sagardanda gibt es schwere Zerstörungen.
Im Augenblick weiß ich nicht mehr. Bis jetzt konnten die Familien irgendwie mit anderen in den Häusern zusammen zu leben. Jetzt geht das nicht mehr. Es gibt keine Häuser mehr, in denen man wohnen kann. Unsere Aufgabe ist es jetzt, für 1000 Familien irgendwie ein Obdach zu schaffen, und das nur in unsere kleinen Region im oberen Solu.

Das einzig Tröstliche ist: unser Survival Sack kommt wie gerufen. Er ist genau das, was man jetzt benötigt. Morgens wurden bereits 100 Säcke mit einem Traktor durch das Tal von Thamakhani nach oben geschickt, und oben auf dem Pass warteten Soldaten, um die Säcke weiter zu tragen. Genau da kamen die Erdbeben. Es gibt noch keine Berichte, ob alles angekommen ist. Die offiziellen Stellen in Salleri waren sehr zufrieden mit unseren Planen. Denn die sind dick und fest, was sie bis jetzt erhalten hatten, war viel zu dünn und leicht. Wir müssen dringend weitere Planen besorgen und schicken.
Eine Rolle, aus der man 22. Planen schneiden kann, kostet 400 €, auf einen Mini Laster passen 15 Rollen. Das sind mit Transport von Kathmandu nach Salleri ca € 6.750,-. Damit schaffen wir Obdach für 330 Familien.
TikaRam fliegt morgen nach Kathmandu zurück, falls es einen Flug gibt, um Plastikplanen zu kaufen und sie schleunigst nach Salleri zu transportieren.

Ein kleiner Lichtblick: Himalayan Project ist genau im Krisenherd tätig. Namgyal und Janaki sind  im Oberen Solu. Tikaram fährt hin und her. Bishnu ist in Kathmandu, ich bin in Dänemark. Und ich stehe in Kontakt mit fantastischen Menschen in Dänemark, in Deutschland, in den USA, in Australien – Himalayan Project  jetzt weltweit ….

12-05-2015 13.30:
Bishnu meldete sich, dass er kurz mit Janaki gesprochen hat : es geht allen Dreien gut, sie sind in Phaplu.

Es ist wieder passiert – dieses Mal ganz nahe an unserer Region.
12-05-2015 13.00

Es hat wieder gebebt und diese Mal sehr nahe am Oberen Solu. Es ist fast gleich stark wie das Große Beben vor 18 Tagen. Namgyals und Janaki sind in Salleri, nur 19 km vom Epizentrum des Bebens entfernt. Janaki hat morgens noch ihren Bruder angerufen, dass alles ok sei. Leider können wir nicht sagen, wann das war, ob nach dem 1. oder dem 2. Beben. Es hat nach den beiden starken Beben heute Morgen bereits 5 weitere gegeben, alle in Stärken zwischen 5.0 und  5.6.
Die Telekommunikation im Solu ist völlig zusammengebrochen. Unsere Kontaktleute in Kathmandu versuchen, irgendwie Nachrichten von Solu zu bekommen. Bis jetzt gar nichts.

Es ist wieder passiert – dieses Mal ganz nahe an unserer Region.
12-05-2015, 07.05 UTC- 09.05 DK – 12.50 Nepali Zeit – 7.3. Mw – 15 km Tiefe – 44 km von Bhakanje entfernt
und 07.36 UTC – 09.36 DK – 13.21 Nepali Zeit – 6.3 Mw – 15 km Tiefe – 25 km von Bhakanje


10-05-2015 10.30:
Namgyal und TikaRam kaufen gerade 5 Rollen fester Plastikfolie. Aus jeder werden 22 Planen von 4,5 x 6 m geschnitten. Und 300 Schlafmatratzen und 100 warme Decken. Dann kaufen sie auch noch 300 m Nylonseile, die in 30 m Stücke geschnitten werden und 100 Nylonsäcke. Heute Abend kommt ein Minilaster (etwas zwischen Jeep und Laster) und dann werden die Sachen verladen. Morgen früh fährt TikaRam mit dem Kleinlaster los, Namgyal und Janaki werden fliegen. Sie treffen sich im Bezirkshauptquartier von Solokhumbu in Salleri, um die 100 Säcke zu packen. Währenddessen werden Mitarbeiter des leitenden Bezirksbeamten 100 obdachlose Familien benachrichtigen, damit sie die Säcke abholen.
Die Unterstützung für die Survival Sacks ist großartig. !00 Säcke sind bereits voll finanziert und ich bin dabei, die nächsten 100 für einen vollgeladenen Minitruck zu finanzieren. Die Distriktregierung hat angekündigt, dass sie sich um den Wiederaufbau der Häuser kümmern wird. Aber bevor ich das glaube, werde ich mich selbst vergewissern, denn das ist eine riesige Aufgabe. Das heißt aber auch für uns, dass wir den Wiederaufbau unserer Schulen schnell in Angriff nehmen können. Unsere 3 Mitarbeiter werden in unseren Gebieten eine Erkundungstour machen und die Schäden begutachten. Wir warten auf ihre Einschätzung, wo wir anfangen sollten. In diesen Tagen öffnen die Schulen wieder. Die Dorfbewohner haben angefangen, Gebäude abzureißen und überall aufzuräumen. Alle wieder verwendbaren Materialen werden natürlich aufgehoben. Bis auf weiteres wird der Unterricht in den beschädigten Gebäuden stattfinden, allerdings immer auf dem Sprung, falls die Erde nochmal bebt. Die Beben lassen zwar nach, aber immerhin hat es vor 2 Tagen noch in unserer Region gebebt, und das in der Stärke 4.9 Mw in nur 9 km Tiefe.
Unsere Mitarbeiter nehmen verschiedenste Mobiltelefone mit, so dass sie Nachrichten senden könne, sobald es eine Netz gibt. Im Übrigen gehe ich aber davon aus,  dass es eine Weile dauern wird, bis wir neue Nachrichten bekommen.

07-05-2015 10.30:
Wir haben eine sehr freundliche Anfrage des leitenden Beamten aus dem Distrikt Solukhumbu erhalten. Er fragt, ob wir helfen können, 8.000 obdachlose Familien des Distrikts irgendwie  unterzubringen. Bis jetzt hat er nur für ca. 350 Familien Planen, Zelte und anderes erhalten. Und dies nur von 3 anderen kleinen Vereinen wie wir. Der Monsun beginnt bald, deshalb eilt es!
Namgyal hat heute Morgen in Kathmandu versucht, Material zu kaufen und günstige Preise auszuhandeln. Wir haben die ganze Angelegenheit über Skype besprochen. Jetzt ist er wieder unterwegs, um 100 Plastiksäcke als „Himalayan Project Rescue Sacks“ zu kaufen. Für 65 € können wir eine obdachlose Familie unterstützen, damit sie sich eine provisorische Unterkunft bauen können. Steine für die Mauern müssen sie in den Ruinen und Trümmern suchen. Namgyal kümmert sich auch um den schnellsten und günstigsten Transport.
Der 1. Kleintransporter startet am Montag, er wird 100 fertige Säcke transportieren.

05-05.2015 12.30:
Endlich ebben die Nachbeben ab. In den letzten Tagen gab es in kurzen Abständen immer wieder kleinere Beben mit Stärken von 3 – 3 ½, sogar bis 4 ½.
Aber mittlerweile haben sich die Menschen schon daran gewöhnt. Sie schlafen weiter oder gehen ihrer Arbeit nach. Es muss schon ein Beben von einer Stärke um 6 sein, damit sie überhaupt reagieren. Denn alle sind am Ende, übermüdet und erschöpft, viele haben Kopfschmerzen. Oft hört man, dass schlechte Gerüche aus dem Boden kommen. Ganz Kathmandu wurde um etwa einen Meter angehoben, Indien ist 3 m näher gerückt.
Die Läden in Kathmandu sind fast leergefegt und Nachschub kommt nur langsam an.
In 14 Bezirken wurde der Notstand ausgerufen, jedoch nicht in Solukhumbu. Die Schulen hatten aufgrund der Ferien zwischen dem alten und dem neuen Schuljahr sowieso geschlossen. Sie hätten in der letzten Woche wieder beginnen sollen, aber das wurde bis zum 18. Mai verschoben. Jedoch ist es sehr fraglich, ob die Lehrer, die weiter entfernt von Solu wohnen, rechtzeitig zurück sein werden. Außerdem werden die Eltern eindringlich gebeten, möglichst zu Hause zu bleiben und sich um die Familien zu kümmern, auch um den Ausbruch von Epidemien zu verhindern. Und wenn die Lehrer dann doch zurückkommen, werden sie wahrscheinlich in der ersten Woche oder auch länger herumstreifen, die Schäden betrachten und über das Erdbeben reden .Gleichzeitig laufen die Schulkinder unbeaufsichtigt zwischen den zerstörten Gebäuden herum, ziehen an Brettern und an Hölzern und bringen damit möglicherweise weitere Gebäudereste zum Einstürzen. Wahrscheinlich wird es als Krisenintervention dringend notwendig sein, dass auch wir beim Abriss von unsicheren Gebäuden helfen.

05-05-2015 09:00:
Nach vielen Schwierigkeiten ist es uns im letzten Winter endlich gelungen, 3 Ambulanzfahrzeuge für die entlegensten Ecken Nepals zu erwerben (klicken Sie in der linken Leiste auf „Beredskap-Emergency“). 2 Fahrzeuge sind geliefert und zusammengebaut worden. Eins sollte am Sonntag, den 26.4. abgeholt werden und das andere in dieser Woche. Aber durch das Erdbeben sind alle Pläne hinfällig geworden. Die Leute, die gekommen waren, um  das erste Fahrzeug abzuholen, sind sofort wieder nach Hause geflüchtet. Jedoch haben unsere beiden Ambulanzen nicht nutzlos herumgestanden, sie wurden in Kathmandu sinnvoll eingesetzt; denn sie haben viele Verletzte in die Krankenhäuser gebracht.
Jetzt endlich beginnt man mit der Planung, um die Fahrzeuge in die Berge zu senden. Die dritte Ambulanz ist bereits an der Grenze eingetroffen, sie muss  noch durch die Zollabfertigung, wenn das nicht sogar schon erledigt ist. Auf jeden Fall kann sie gelagert werden, bis sie in der Werkstatt in Kathmandu fertig ausgestattet werden kann.

04-05-2015 16.00:
Namgyal und Janaki waren bei dem formlosen Treffen der staatlichen Sozial- und Wohlfahrtsstelle. Diese beaufsichtigt alle eingetragenen Vereine, damit sich keiner von ihnen bereichert oder betrügt und die Zielvorgaben eingehalten werden. Es ist sehr traurig, dass es eine große Zahl sowohl von Ausländern als auch von Nepalis gibt, die die Entwicklungsarbeit als Geldmaschine zu ihrem eigenen Vorteil sehen.
HIPRON wurde bereits 2008 registriert und eingetragen. Jedes Jahr wird unsere Organisation von einem vereidigten Wirtschaftsprüfer certifiziert. Außerdem muss Namgyal vierteljährlich bei der staatlichen Sozial- und Wohlfahrtsstelle (SWC) über unsere Aktivitäten Bericht erstatten. In den Anfangsjahren war das etwas schwierig, weil sie immer wieder Fallstricke auslegten. Aber, da unsere Aktivitäten und alle Belege bestens geordnet und wir immer ehrlich sind und uns völlig innerhalb der Legalität bewegen, war es leicht, diese Fallen zu vermeiden. Jetzt betrachtet das SWC Namgyal fast schon als Mitarbeiter, wenn er Bericht erstattet.
Im gestrigen Treffen wurden wir darüber informiert, dass unsere normalen Projekte wie gewohnt weiterlaufen können. Allerdings müssen wir bezüglich der Hilfe, Reparaturarbeiten oder andere auf das Beben bezogene Dinge, vor der Ausführung das SWC informieren. Ebenfalls ist es notwendig, den District Coordonation Officer (DCO) zu informieren, was wir vorhaben, wieviel Geld wir ausgeben wollen und für wen. Dies alles soll uns die Arbeit nicht erschweren oder uns davon abhalten, aber Überschneidungen vermeiden. Wir sind davon sehr angetan und werden alles aufs Ordentlichste berichten.
Aus Solu habe ich weitere Informationen bekommen. Offensichtlich hat die Polizei die ganze Region begutachtet und alle Häuser bewertet. Ihre Analyse ist wesentlich düsterer als die unseres Jugenclubs. Sie gaben an, dass in Bakanje 31 Häuser 9%) so schwer beschädigt sind, dass sie nicht zu reparieren sind und deshalb abgerissen werden müssen. Dahingegen seien 54 Häuser (16%) angeblich reparaturfähig. In Zahlen heißt das, dass 25% der Bauten beschädigt sind, das betrifft dann 160 Familien.

03-05-2015 11.00:
In den letzten Tagen habe ich nicht viel gehört. Die Telefonverbindung ins obere Solu war entweder gestört oder ganz schlecht, so dass ich keine direkten Nachrichten aus unserer Gegend bekam. Dahingegen gab es einige offizielle Nachrichten. Aus Bakanje haben wir eine Liste der zerstörten Häuser bekommen. Diese haben sie auch an die Distriktregierung weitergeleitet. Daraufhin hat der Distrikt reagiert und an 24 Haushalte Zelte, Decken und anderes geschickt.
Der erste Gesamtüberblick über das gesamte Solu besagt, dass 98 Schulen in 34 Gemeinden schwer beschädigt sind. Aber wir sollten diese Zahl mit Vorbehalten betrachten. Denn ich habe erste Aufnahmen von der Schule in Phugmoche gesehen, die als nur leicht beschädigt bezeichnet wurde. Tatsächlich sind aber diese Schäden viel größer als die an den erdbebensicheren Gebäuden von Bhakanje, von denen es heißt, dass sie völlig zerstört seien. Wir können nichts als gesichert nehmen, bis nicht Namgyal und Janaki ihren Botengang gemacht haben; baldmöglichst, hoffe ich.
Namgyal und Janaki berichten aus Kathmandu, dass viele Gegenden fast unbehelligt sind, demgegenüber sind andere schwer zerstört. Die alten Newari Siedlungen hat es wohl ganz besonders hart getroffen. Diese Häuser sind aus Ziegeln aus getrocknetem oder auch gebranntem Schlamm gebaut, und nicht aus echten gebrannten Ziegeln. Ganz besonders schlimm ist es in der Gegend von Ramkot hinter dem Swayambodhnath und im Bezirk Shankhu hinter der Baudha, Beide bestätigten, dass dort alles in Trümmern liegt. Gestern, an ihrem freien Tag hat Janaki sich um die Organisation und Verteilung von Hilfsgütern dort gekümmert.
Ganz besonders schwer sin, so wie es aussieht, die Schäden in der Region Ghorka zwischen Kathmandu und Pokhara. Dort hat in der letzten Nacht wieder die Erde gebebt, 15 Menschen starben. Im ganzen Land gibt es bereits über 7.000 Tote, die auch identifiziert sind. Aber sicherlich werden noch viele weitere aus den Trümmern geborgen. Erste Zahlen sprechen von über 8 Millionen Menschen, die direkt von dem Erdbeben betroffen sind. 1,6 Millionen Häuser sind ganz oder schwer zerstört, weitere 2 Millionen nur leicht beschädigt.
Heute wurden Janaki und Namgyal zu einem Treffen der staatlichen Sozial- und Wohlfahrtsstelle bestellt. Man will die Arbeit der kleineren Nicht-Staatlichen-Organisationen koordinieren. Das ist die Stelle, die für die Genehmigung und Kontrolle der NGOs (non-governmental-organisations) wie z.B. unsere, zuständig ist; und zwar sowohl für die Bewertung unserer Projekte als auch für die finanzielle Kontrolle. Glücklicherweise sind wir einer ihrer Lieblings-Vereine, denn noch nie wurde etwas beanstandet oder Unregelmäßigkeiten gefunden.
Allerdings könnte es passieren, dass sie bei den Vereinen, die nicht so korrekt aufgestellt sind, Gelder beschlagnahmen; dies gilt sicher auch für Vereine, die nicht registriert und genehmigt sind. 

30-04-2015 21.00:
Vieles wird natürlich übertrieben, wenn die Menschen in Panik ausbrechen. Und natürlich werde ich fast verrückt, wenn ich höchst angespannt auf Neuigkeiten warte. – Es ist nicht ganz so schlimme im oberen Solu wie es zuerst geklungen hat! Tatsächlich sind fast die Hälfte aller Häuser unbeschädigt, während die andere Hälfte kleine Risse und Schäden hat, die leicht repariert werden können. - Anders ausgedrückt: nur etwa ein Viertel der Häuser haben stärkere Schäden und wahrscheinlich sind davon nur ca. 10% schwerst beschädigt. Aber das ist schlimm genug für die Betroffenen, denn es handelt sich zumeist um die Ärmsten der Armen.
Die Schulgebäude sind nicht komplett in Schutt verwandelt, wie es zuerst hieß. Andererseits sind gerade - auch leichtere - Schäden an Schulen besonders schlimm, denn viele Kinder kommen dort tagtäglich hin. Deshalb müssen gerade die älteren Schulen wohl komplett abgerissen und neu aufgebaut werden.
In Bakanje gibt es Strom und das digitale Netz funktioniert halbwegs, allerdings mit langen Unterbrechungen. Aber jetzt bekommen wir endlich die ersten Fotos aus Solu.
Die Banken arbeiten wieder auf einem niedrigen Niveau. Kleinere Beträge können bereits wieder abgehoben werden, aber natürlich nicht so viel, wie wir benötigen!
14 Stunden bevor das Beben kam, habe ich eine große Summe Projektgelder überwiesen. Bis jetzt ist das Geld noch nicht bei der Bank eingegangen. Aber ich hoffe, dass wir in der nächsten Woche eine größere Summe abheben können. Dann gehen alle drei Mitarbeiter, die wir haben, gemeinsam nach Solu. Namgyal wird die Schäden begutachten und dort, wo es unerlässlich ist, mit Geld unterstützen. Janaki wird die Stipendiengelder an unsere Schüler verteilen; wir gehen allerdings davon aus, dass momentan das meiste Geld in das Haushaltgeld der Familien fließen wird. Aber so wird das dort für Erleichterung sorgen. Und Tika Rami geht als Bodyguard mit. Denn vor den Einheimischen haben wir überhaupt keine Angst. Wir kennen sie alle gut und wissen, dass sie gute Menschen mit hohen Moralvorstellungen sind. Aber, es wäre möglich, dass junge Leute aus anderen Gegenden, denen es ebenfalls schlecht geht, versuchen, etwas zu ergattern. Und es sind sehr einsame Waldgegenden, durch die die Drei müssen. Wahrscheinlich werden sie sich mit Anderen zusammenschließen, um überhaupt durchzukommen.
Währenddessen sammelt der Jugendclub von Bakanje weitere Daten. Angeführt werden sie von Lhakpa Chhirri Sherpa (er wird auch Hairry Lhakpa genannt, weil er so eine wilde Mähne trägt). Unterstützt wird er von Pemba Sherpa, der frühere Lehrer Pemba, von der Schule in Chhimbu, der ein Smartphone mit Kamera hat.

29.04-2015 22.00:
Wir haben jetzt das erste Foto mit den Trümmern eines Sherpa Hauses bekommen. Es gehört Pasang Sherpa, der nach Hause gegangen ist, um seine Mutter und Verwandten zu sehen. Alle haben rechtzeitig ihre Häuser verlassen können. Er ist einer unserer Stipendiaten.
Wir haben außerdem die Bestätigung bekommen, dass das Elektrizitätswerk in Bakanje, das in der Lücke von Oral steht, wie durch ein Wunder fast ganz heil geblieben ist und Strom liefert. Weder hat das Netz Schaden genommen noch die Maste, obwohl es einfache Holzpfosten sind. Jetzt kann man die Mobiltelefone wieder laden, das Netzwerk ist aber noch nicht stabil. Manchmal, relativ kurz, kann man Mobil telefonieren oder emails schicken.
Alle Häuser in Septeng zwischen Kenja und Chhimbu sind stark beschädigt. Die einzige Ausnahme ist Nuru Jangbus Haus, das unbeschädigt geblieben ist. Das ist die Gegend, in der die armen Thami leben.

29-04-2015 14.00:
Gerade habe ich mit Birde gesprochen, nachdem sie aus Delhi zurückkam. Sie hatte ein Treffen mit Bishnu in Kathmandu als das Erdbeben kam. Es war dramatisch. Aber die beherzte Dänin brach das Meeting nicht ab. Sie holte Tisch und Stühle auf die Wiese und setzte die Besprechung fort. Währenddessen rannte das übrige Kathmandu schreiend durch die Gegend. Sie stellten eine halb gefüllte Wasserflasche auf den Tisch. Wenn es bebte, schauten sie auf die Flasche, um zu sehen, wie stark das Beben war. Am nächsten Tag sind sie und Bishnu zu weiteren Gesprächen nach Delhi gereist. Wir haben uns große Sorgen um Bishnu gemacht, weil er sich nicht auf seinem Mobiltelefon gemeldet hat. Jetzt endlich, wo Birde wieder in Dänemark gelandet ist, haben wir von ihr erfahren, dass es ihm gut geht.
Jetzt bekommen wir auch die ersten Nachrichten von unseren Studenten: Sumba, Renuka, Lhakpa Chhirri geht es gut. Furwa Namgyal in Chhirringkharka geht es gut, aber sein Haus ist verschwunden.

29-04-2015 11.00
Heute sind Namgyal und Janaki zum Büro gegangen, um das Chaos aufzuräumen. Eigentlich sind 3 Tage Staatstrauer in Nepal ausgerufen, aber sie haben keine Zeit zu trauern - wir müssen neu beginnen. Viele Stadtteile von Kathmandu sind nicht zerstört und dort funktioniert fast alles, andere Stadtteile dagegen sind völlig zerstört. Lazimpat, wo unser Büro ist, ist einigermaßen verschont geblieben. Aber die Lebensmittel beginnen knapp zu werden und aus den Ruinen riecht es an vielen Stellen grässlich. Es gibt Streitereien und heftige Straßenkämpfe, Diebe plündern die leerstehenden Häuser. Die Polizei versucht, die schlimmsten Auswüchse zu verhindern. Die Nothilfe türmt sich am Flughaben. Aber die ausländischen Hilfskräfte wissen nicht, wohin und wie sie anfangen sollen; und die nepalesischen Behörden sind völlig überfordert.
Jetzt haben wir endlich gesicherte Nachrichten aus Solu. Phaplu-Salleri ist fast unbeschädigt und die Flüge nach Phaplu werden wieder aufgenommen. Die Straße nach Jiri und Shivlaya ist an vielen Stellen blockiert, aber man kann ein Stück mit dem Bus fahren, dann laufen und auf der anderen Seite auf den nächsten Bus warten. Man arbeitet daran, die Blockaden schnellstens zu beseitigen. Im oberen Solu ist niemand umgekommen. Ein alter Mann in Themjeng wurde verletzt, in Chaulakharka VDC starben zwei Menschen.
Lhakpa Chhirri Sherpa, einer unserer Stipendiaten, hat in eigener Initiative den Jugendclub Bakanje beauftragt, eine Bestandsaufnahme beschädigter Gebäude zu machen.
Zuerst einmal ist das etwas oberflächlich, soll aber im Laufe der Woche vertieft werden. Viele Häuser sind beschädigt, aber ich habe zuerst eine Liste der Häuser der armen Familien bekommen; von denen, die nicht auf ihre eigene Kosten reparieren können. 10 Häuser sind schwer beschädigt, 5 teilweise und 14 sind leichter beschädigt, benötigen aber Reparaturen. Von insgesamt 330 Haushalten sind 29 Häuser völlig zerstört und können wegen der großen finanziellen Bedürftigkeit der Familien auch nicht ersetzt werden. Wir warten das Ergebnis der Bestandaufnahme noch ab, vor allem von den Häusern, wo die Familien sich die Reparaturen leisten können. Die Familien, die Treibhäuser haben, 69 fertige und 23 im Bau befindliche, leben z.Zt. darin. Allerdings müssten sie jetzt dringend für die Ernte der nächsten Saison säen oder pflanzen.
Auf jeden Fall besitzen über 200 Haushalte keine Treibhäuser und etwa von der Hälfte der Familien, sind die Häuser nicht zu bewohnen. Namgyal und ich haben besprochen, dass wir möglicherweise Plastikteile für Treibhäuser kaufen werden;  diese könnten zuerst als Übergangswohnungen dienen, um dann später als Treibhäuser genutzt zu werden. Plastikbauteile für ein Treibhaus kosten ca. 500 dän. Kronen, der Gesamtbedarf wäre ca. 50-60.000 dän. Kronen inkl. des Transports.
Einige der Schulen und Einrichtungen in Bakanje sind bei dem Überblick bereits mitberücksichtig. Die Schule von Chhimbu hat nur kleinere Risse. Die Schule von Bakanje - mein erdbebensicheres Gebäude - ist unbeschädigt und darüber bin ich sehr glücklich. Das neue, lange Schulgebäude ist zum Teil zerstört. Das Wissenschaftsgebäude hat große Risse im ersten Stock, aber keine im Erdgeschoß. Die beiden alten angeblich „erdbebensicheren Gebäude“ sind bis auf die Grundmauern zerstört.
In der Schule von Sarganda ist das Kindergarten-Bürogebäude fast völlig zerstört. Unsere tolle Toilette ist fast völlig kaputt. Die beiden anderen Gebäude sind zum Teil zerstört.
Die Schule von Kenja ist weitestgehend zerstört, alle Gebäude sind schwer beschädigt.
Die Gesundheitsstelle in Kenja ist schwer beschädigt.
In Bakanje sind die Gompa und die Stupa fast komplett zerstört. Die Gompa ist eine der ältesten in Nepal.
Die Gesundheitsstelle in Bakanje und das Haus des Arztes haben nur kleine Beschädigungen.
Die Gemeinschaftsklinik in Chhirringkhaka hat nur kleinere Risse.
So wie ich das vorläufig beurteilen kann, haben die Gebäude, die ich entworfen und mit der kritischen Unterstützung von Namgyal gebaut habe, gut standgehalten. Dahingegen sind die Gebäude, die wir nicht selbst gebaut haben und die wir nur innen renoviert haben, alle zusammengebrochen.
Wir müssen unsere Schulen so schnell wie möglich wieder aufbauen. Denn gerade zeigten sich gute Erfolge. Diese Entwicklung sollten wir unbedingt fortsetzen. Ich werde alle Gebäude selbst entwerfen und ich habe die starke Unterstützung von Namgyal. Wir werden alle erdbebensicher wieder aufbauen. Dafür benötigen wir 1 Million dän. Kronen (das sind ca. 135.000 €).

28.04.2015 22.30:
Das Internat in Phugmoche oberhalb von Jungbesi und Mopung ist nur leicht beschädigt. Alle Schüler sind gesund gesund und es geht Ihnen gut.heute hatten die Schüler den freien Samstag. Es handelt sich um die Schule, die von Anneliese Dietrich aus Büsum in Deutschland gegründet und geleitet wird.

28.4.2015. 12.30:
Heute gab es keine neuen Nachrichten. Ich konnte Namgyal und Janaki nicht erreichen. Aber  lt. Den letzten Nachrichten werden Mobilfunk und Elektrizität in einigen Teilen Kathmandus bald wieder funktionieren. Ebenso heißt es, dass 25 % der Bevölkerung Nepals betroffen sind und 35% aus der Region. Am schlimmsten ist es in Gorka, aber Solu Khumbu ist ebenfalls stark betroffen. in den Angaben der Zahl der Toten ist das Umland noch gar nicht berücksichtigt. Man fängt gerade an zu zählen. Die meiste Zeit des Tages habe ich damit verbracht, die Homepage einzurichten und Sonderkonten für Spenden zu eröffnen. Mehr kann man auf der Donation Page ( Spenden für das Erdbeben ) erfahren.

27-04-2015 20.30:
Junbesi, das schönste und idyllischste aller Dörfer in Solu, ist jetzt zu einer Geisterstadt geworden. Alle 8 Hotels sind zerstört.das größte von Ihnen, die Apple Garden Lodge, mit wunderbarer Einrichtung und Wandbemalungen, steht noch als Ruine, einige Mauern sind noch da. Alle Dorfeinwohner haben auf den Feldern Zelte aufgebaut. 

Und noch eine mail, endlich mal etwas Erfreuliches!
27-04-2015, 18.15:
Die Schule von Chhimbu und die Chhirringkharka Community Klinik sind nur leicht beschädigt.
Passang Tamang ist ein Held. Er hat die Schule von Chhimbu auf „Filled soil“ gebaut. (z. E. Boden, der woanders entnommen und aufgeschüttet wird, z.B. an einer Mauer). Ich war sehr misstrauisch, aber er sagte, das ist ok so! Nach diesem Test, ist er als Baumeister für mich unschlagbar.
Allen Zweiflern zum Trotz - die Schule steht noch!

27-042015, 17.00:
Jetzt ist es mir sogar gelungen, mit Namgyal zu skypen. Er erzählte mir, dass die Menschen in Kathmandu versuchen, mit Plastikschläuchen zwischen den Betonblöcke und den Schutt in Hohlräume zu kommen, von denen sie Textmessages bekommen oder Hilferufe hören. Es gibt nicht genug Maschinen, die die Betonblöcke bewegen können; so ist das Einzige, was sie tun können, mit Hilfe von Schläuchen den Menschen etwas Wasser zu geben.
In Ringmu sind 50-60% der Häuser zerstört, aber die Schule ist völlig intakt geblieben. Ngima Chhewang erzählt von Patale, dass es dort sehr beängstigend ist. Die Menschen suchen in den Ruinen nach Habseligkeiten und Essen. Es gibt meterbreite und sehr tiefe Risse im Boden, die sicherlich vom dauernden Regen volllaufen werden. Dann wird der Boden weich wie Pudding und die Gefahr von Erdrutschen ist groß. Große Felsblöcke stürzen von den Bergen in die Täler hinab. Bereits jetzt haben große Felsbrocken riesige Löcher in die Erde gerissen. Als er auf dem Weg zu dem Gelände war, wo wir die neue Schule bauen wollen, sah er auf der anderen Seite des Tales, wie das untere Gebäude der Schule in Sagardanda zusammenbrach. Die alte Schule in Chhirringkharka ist auf einer Seite leicht beschädigt, aber auf der Neubauseite ist alles ok. Die Mauer um den Schulhof ist intakt geblieben, auf der Baustelle sind bisher nur die Fundamente gelegt. Als ich im Herbst mit ihnen darüber geredet habe, sagten sie, dass es übertrieben sei, ein einstöckiges Gebäude erdbebensicher zu bauen. Aber darüber müssen wir jetzt sicher nicht mehr sprechen…. 
Vorhin war Namgyal im Büro, um die Schäden zu inspizieren. Am Gebäude ist nichts passiert, aber alle Regale und die Akten liegen zerstreut auf dem Boden. Gott sei Dank nicht die Computer und die wertvolleren Dinge. Ich habe auch mit Janaki auf dem Handy geredet. Sie klang müde und verängstigt, aber sie ist guten Mutes.
Wir haben besprochen, dass sie sich in 1 oder 2 Tagen im Büro treffen werden, um aufzuräumen und darüber zu reden, wie wir neu starten können.
Wie können wir nur einen objektiven Überblick über die Situation in Solu bekommen?

27-04-2015 um 14.00:
Endlich!!! Soeben kam eine lange mail von Namgyal. Es ist ihm gelungen, an einem funktionierenden Computer zu schreiben. Aber leider - es sieht noch viel schlimmer aus, als ich befürchtet habe. Es ist deprimierend. Das ganze Land ist betroffen und nicht nur Kathmandu. In allen Städten sind Häuser zerstört. Die Straßen sind kaputt. Elektrizitäts- und Wasserleitungen funktionieren nicht mehr. Es gelangen kaum Hilfstransporte über die Straßen, so dass Wasser und Lebensmittel sehr bald knapp werden. Zwischenzeitlich kommen Rettungsteams aus China, Indien, Bhutan, Pakistan, England, Amerika und vielen anderen Ländern. Aber es gibt viel zu wenig Bulldozer und Bagger, denn viele Menschen sind noch in ihren Häusern verschüttet. Bis jetzt schätzt man, nur in Kathmandu, die Zahl der Toten bereits auf 3.300. Es wird der Bevölkerung empfohlen, außerhalb ihrer Häuser zu bleiben, dadurch ist es jetzt außerhalb auch viel zu voll. Und das Wetter ist nicht gut. Es regnet viel – als ob der Monsun bereits angefangen hätte, und dies 2 - 3 Monate zu früh.
Die Lage in Solu ist wirklich schlecht. Fast alle Häuser haben Risse und Sprünge, viele sind teilweise oder ganz zusammen gebrochen. Die Menschen leben draußen und nicht alle haben Gewächshäuser, wie die „Glücklichen“ in Bakanje oder auch nur ein Stück Plastikplane, um sich vor dem Regen zu schützen. Es steht zu befürchten, dass viele krank werden, vor allem Kinder und Ältere. Es ist viel schlimmer, als die ersten Nachrichten aus Bakanje annehmen ließen.
Nur mein neugebautes, erdbebensicheres Gebäude steht noch und das ist das Einzige, was mich momentan freut. Alle anderen Gebäude sind teilweise oder komplett zusammengebrochen und zerstört. Viele Privathäuser sind ganz einfach verschwunden, unter anderem auch Youngmu‘s Haus hinter der Schule, in dem wir immer wohnen. In Sagardanda sind ebenfalls 3 Häuser zerstört. Ganz schlimm ist es in Patale-Chhirringkharka. Das Haus der Sherpas in Chhirringkharka ist schwer beschädigt und kurz davor, einzustürzen und alle Thamis in Patale haben ihre Häuser verloren. Und dort gibt es riesige, tiefe Risse im Boden, die in der Monsunsaison auch noch zu Erdrutschen führen können.
Das Haus von Kunjang in Kenja ist zerstört. Unsere Schule in Thmakhani existiert nicht mehr. Sie ist völlig zerstört und den Abhang heruntergerutscht. In unserer Schule in Loding ist unsere tolle Toilette ebenso wie ein Teil des Gebäudes kaputt. Die Schule in Chaulakharka haben wir noch nicht wieder aufgebaut, aber jetzt wird es brandeilig. Viele weitere Häuser sind so kurz davor, zusammen zu fallen, es ist viel zu gefährlich, sie zu betreten. Unser Bürogebäude ist fast völlig kaputt. Fast alle Häuser in Chaulakharka müssen abgerissen werden, 2 Menschen starben in den zerstörten Gebäuden.
Das ist fast so, als müssten wir noch einmal ganz von vorne anfangen. Jetzt sind wir schon so erfolgreich in der Entwicklung der Gegend, und konnten die Entwicklung des Fortschritts schon gut beobachten. Wir brauchen jetzt nicht nur Geld. Wir brauchen viel Mut und  Hilfsbereitschaft. Was sollen wir tun?

27-04-2015 um 10:00:
Die Nachbeben gehen weiter, ca.70 km um Solu. Es gibt ca. 7 Beben alle paar Stunden in einer Nord-Süd-Linie in Stärken von 4,2 bis 5,3. Das letzte war vor 8 Stunden. Aber ich höre immer noch nichts aus Solu.
Letzten Freitag habe ich eine große Summe Geld für Stipendien und den Bau von Schulen in Chhirringkharka überwiesen. Jetzt habe ich überhaupt keine Ahnung, ob oder wann das Geld ankommt oder registriert wird oder ob wir es zurückholen können. Janaki wird versuchen, sich darum zu kümmern, sobald das Geld ankommt. Aber er kann noch nicht einmal zu unserem Büro gelangen. Und wie wird es dort aussehen? Die Unsicherheit ist unerträglich, und ich kann nichts machen oder beschleunigen. Denn ich weiß, dass meine Freunde viele, ganz andere Sorgen haben und ihre Mobiltelefone alle leer sind.

26-04-2015 um 20:30:
Vor 2 Stunden erschütterte abermals ein Beben in der Stärke von 5,3 Mw Solu. Inzwischen kommen viele Mails, die Hilfe versprechen, sobald wir einen Überblick haben. Es tut sehr gut! Aber ich weiß noch immer fast nichts. - Allerdings erhielt ich 2 Mails von Spendern, die sagten, dass es Chhokpa und Tenji gut geht.

26-04-2015 um 15:33:
Namgyal hat Gerüchte aus Solu gehört, aber bis jetzt sind es nur Gerüchte. Die meisten Häuser haben kleinere Risse, sind auch z.T. zusammengebrochen. Die Menschen in Bakanje haben Zuflucht in ihren Gewächshäusern gesucht. Unser Science Building in der Schule von Bakanje ist stark beschädigt. Es kann möglicherweise repariert werden, aber unter großen Schwierigkeiten. Es handelt sich um ein zweistöckiges Gebäude aus der Zeit, bevor wir erdbebensicher gebaut haben. Namgyal hat sich ein Zelt auf der Straße aufgebaut, aber seine kleinen Kinder sind schwer zu beaufsichtigen.

26.04.2015 um 10:00:
Es geht weiter. Jetzt war es ein Beben in der Stärke von 6,7, in 10 km Tiefe und nur 30 km von Solu entfernt. Aber wir bekommen immer noch keine ausführlichen Berichte. Die meisten Mobilfunkanbieter sind nicht mehr existent, unsere Leute versuchen, mobile Telefone zu leihen, um uns sms von 2-3 Wörtern zu senden, mit denen Sie uns beruhigen wollen. Was können wir tun? Wir müssen uns in Geduld fassen. Wenn wir Informationen von Solu bekommen, und ich garantiere Ihnen, dass wir viele bekommen werden, dann werden wir schnellstens entscheiden, was wir tun können. Bitte warten Sie ab mit Ihren Spenden für Nepal. Ich melde mich so schnell ich kann und wenn ich weiß, was wir brauchen.

25.04.2015 um 19:54:
Lieber Nepal Freunde!
Jetzt ist es geschehen!!! In den letzten 450 Jahren kam "das große Beben" in Abständen von ca. 70 Jahren immer wieder. Vor 6 bis 10 Jahren war ich bereits zu mehreren Vorträgen über die Folgen der Beben in Kathmandu. Aber nichts geschah. Janaki wirkte in einem Film über die Folgen von "The Big One" mit --ein sehenswerter Film, vor allem jetzt, da es tatsächlich gekommen ist: http://thebigone.dk/
Mittlerweile dachten die Menschen, dass die Zeit der Erdunruhen beendet sei. Unsichere Altbauten wurden nicht abgerissen, Neubauten werden nicht erdbebensicher gebaut. Aber JETZT ist es passiert!!
Im gesamten letzten Jahr gab es 39 Beben; im letzten Monat 30, in der letzten Woche 28. Heute gab es 27, wovon die letzten 17 Nachbeben Solu immer näher kommen. Sie hatten Stärken von 4.2 - 5.3 und sie dauern an.
Unseren Mitarbeitern in Kathmandu, Janaki, Namgyal und Tika Ram und ihren Familien geht es gut. Aber sie sind schockiert – geschockt wie Namgyal schreibt. Natürlich ist es ein großes ‚psychologisches Problem‘ so schreibt er.  Aber es ist sehr wenig, was sie schreiben,  so dass ich nicht viel weiß. Und ich weiß noch gar nichts über unsere Stipendiaten.
Es gibt Zerstörungen in Solu. Ich habe schon erfahren, dass das lange Gebäude mit 4 Klassenräumen in der Bakanje Schule teilweise beschädigt ist, während die beiden alten Gebäude vollständig zusammengebrochen sind. Das sind die Gebäude, die wir als erdbebensicher bezeichnet haben. Aber das war die Technologie der 1970er Jahre. Die neue, erdbebensicher gebaute Schule ist angeblich unbeschädigt
Aber ich habe nichts über unsere Kinder oder die anderen Schulen dort oben gehört.
Nanna aktualisiert die neue Website: http://www.himalayan-project.dk/und auf der Facebook Seite "Himalayan Project", sobald wir etwas hören. Aber Informationen sind spärlich. Kathmandu hat in großen Teilen der Stadt keinen Strom, so dass leere Mobiltelefone nicht mehr aufgeladen werden können. Die Computer können nicht gestartet oder heruntergefahren werden, mögliche Folgen werden starke Beschädigungen sein. Wir müssen uns mit Geduld wappnen.
Ich fürchte mich vor den nächsten Tagen. Welche schrecklichen Geschichten werde ich über unsere Freunde und Kinder hören??? Und über unsere Schulen! Und über andere Menschen, die wir nicht kennen!
Es ist furchtbar!
Gruß Kurt!


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